Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 270
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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270 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1891.)

studirt, so würde er wissen, dass das somnambule Bewusst-
sein nicht nur nicht „weit enger" mit dem Organismus
verknüpft, sondern sogar ganz frei davon ist. Er würde
dann einsehen, dass z. B. das räumliche und zeitliche Fernsehen
mit dem Organismus nur indirect uud insofern etwas
zu thun hat, als die visionären Bilder ins Hirnbewusstsein
übergehen, von diesem nicht activ erzeugt, sondern passiv
empfangen und dadurch sinnlich werden. Er würde sich
dann nicht mehr weigern können, den Schritt von der
physiologischen Psychologie zur transscendentalen zu machen,
und erst dann wäre er ein wirklicher PHlosoph des Un-
bewussten. Heute ist er es nur in sehr eingeschränktem
Maasse, weil seine Definition des Unbewussten im Menschen
eine ganz ungenügende ist, und weil er gerade die wichtigste
Klasse von Phänomenen — die des magnetischen Somnambulismus
— nicht kennt.

Man braucht nur seine Definition des Unbewussten im
Menschen zu lesen, um zu erkennen, dass er niemals einen
Somnambulen, noch ein Medium gesehen hat. Er sagt: —

„Die Launen, Einfälle, plötzlichen Gedankensprünge,
Unterbrechungen, Mucken, eigensinnigen Oapricen und
Oapriolen des somnambulen Bewusstseins, das den Zügel
des wachen Verstandes hinter die Zähne genommen hat,
sind ebenso unberechenbar, wie die einer Hysterischen, und
sein Eigensinn im Verfolgen des einmal aufgegriffenen
Einfalls nicht geringer. Das schliesst nicht aus, dass auf
gewissen Strecken des gedanklichen Fortschreitens auch das
somnambule Bewusstsein einen klugen Verstand und gewandte
Kombinationen bethatigt, genau in demselben Sinne,
wie man das oft bei Irrsinnigen beobachten kann, wenn
man auf ihre Voraussetzungen eingeht, oder wie es auch
im Traume streckenweise ganz vernünftig zugeht, bis der
Unsinn wieder dazwischen fährt" (15). —

Diese Definition passt auf das physiologische Un-
bewusste, wobei das Gehirn Quelle und Schauplatz der
Vorstellungen, aber nicht auf das transscendentale Un-
bewusste, wobei das Gehirn nur passiv empfangender
Schauplatz der Vorstellungen ist. Nur das eine kann man
Hartmann zugeben, dass eben wegen dieser Identität des
Schauplatzes oft eine Mischung beider Erscheinungsreihen
vorkommt, wobei das Transscendentale physiologisch verunreinigt
ist. Das zeigt der normale Traum und der
Irrsinn, aber nicht mehr der wirkliche Somnambulismus, in
welchem die körperliche Sphäre zum Schweigen gebracht
ist. Gerade bei Irrsinnigen zeigt sich aber, was freilich
unsere Psychiatriker nicht wissen, was aber allein schon


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