Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 271
(PDF, 156 MB)
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du Prel i Hartmann contra Aksakow.

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hinreicht, Hartmann zu widerlegen, dass nämlich ihr Be-
wusstsein intact ist, sobald sie in magnetischen Somnambulismus
versetzt werden.

In dem Unbewussten nun, wie es Hartmann oben
definirt hat, lässt sich freilich keine Seele entdecken. Dort
hat sie aber auch noch Niemand suchen wollen. Wohl
aber lässt sie sich finden in dem tiefer liegenden Un-
bewussten, welches Mesmer und seine Schüler entdeckt
haben, und dessen Erscheinungen nur im Sinne eines
metaphysischen Individualismus ausgelegt werden können.
Diese Thatsachen sind schon seit hundert Jahren bekannt,
— vom Alterthum ganz abgesehen, — und darum ist eine
„Philosophie des Unbewussten", die keine Rücksicht auf
dieselben nimmt, ein Anachronismus, weil sie die Kontinuität
in der Wissenschaft nicht wahrt. Hartmann9s Philosophie
hätte in der That schon von Mesmer widerlegt werden
können.

Der Leser kann sich nun denken, was dabei herauskommt
, wenn Hartmann das Unbewusste, wie er es meint,
als Maaszstab an die spiritistischen Phänomene legt. Die
eine Hälfte derselben muss dann eben schief erklärt, die
andere einfach geleugnet werden. So ist es denn auch
geschehen.

Jenes Unbewusste, welches sich im magnetischen Somnambulismus
hervorkehrt, — nämlich das transscendentale
Subject, — würde der Aufgabe, den Spiritismus aus dem
Medium zu erklären, weit eher gewachsen sein, als das
physiologisch Unbewusste, welches im Traum, Irrsinn und
in der Hysterie sich zeigt. Und doch, trotzdem ich also
ein umfassenderes Erklärungsprinzip vor Hartmann voraus
habe, halte ich es doch für unzulänglich und bin — wie
die Leser wissen — genöthigt, einen beträchtlichen Theil
spiritistischer Phänomene auf eine objective Ursache ausserhalb
des Mediums zu schieben, nämlich auf eine andere
Wesensreihe« Ebenso Aksakow. Auch er erklärt einen
Theil der Phänomene aus dem Medium, und nennt diese
ammistisch. Aber die anima ist für ihn weit mehr, als
das physiologisch Unbewusste Hartmanrfs, sie ist ihm eine
individuelle Seele mit eigenem Bewusstsein und mit
organisirenden Kräften. Und doch findet er diese anima
ungenügend, den Spiritismus zu erklären. Aksakow misst
also ein Object mit einem Meterstab, und sagt, das Object
sei zu lang; darauf nimmt Hart mann einen Decimeterstab
und erklärt, dieser sei lang genug. Es ist, wie wenn der
eine sagte: 2x2 giebt nicht einmal 5; der andere aber:
2x2 giebt sogar 6.


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