Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 272
(PDF, 156 MB)
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272 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1891.)

Characteristisch für die Fechtweise Hart mann9* ist auch
seine Untersuchung des spiritistischen Unsterblichkeitsproblems
, und zwar mit Bezug auf den Pessimismus. Nun
ist die Anschauung der Spiritisten die, dass die den ani-
mistischen Phänomenen zu Grunde liegende Seele den Tod
überdauert. Die Spiritisten anerkennen ferner den irdischen
Pessimismus, d. h. — da dieser Superlativ schon mangels
eines Vergleichungsobjects nicht anwendbar ist, — sie anerkennen
das irdische Uebel. Der irdische Pessimismus
mündet aber bei den Spiritisten in einen transscendentalen
Optimismus ein, weil erstens die Unsterblichkeitslehre den
stärksten Instinct des Menschen befriedigt, den Willen zum
Leben; und weil zweitens der jenseitige Zustand, wiewohl
uns davon der Somnambulismus nur eine schwache Vorstellung
giebt, als ein relativ seliger erscheint. Darum haben
die magnetischen Somnambulen — die Hartmann nicht kennt
— ihren Zustand von jeher als einen glücklichen gepriesen
und nicht den Tod gefürchtet, wohl aber das Erwachen,
d. h. die Rückkehr zum sinnlichen Bewusstsein. Darum
auch haben die christlichen Mystiker die ekstatischen Zustände
als eine „Verzückung in den Himmel" ausgelegt.
Darum endlich sieht der indische Mystiker in der Ekstase
sogar eine Verschmelzung mit Brahma, d. h. ein Gott-
werden.

Nun existirt für Hartmann keine persönliche Unsterblichkeit
. Er giebt nicht zu, dass sie sei; aber er nimmt
es an, um akademisch weiter untersuchen und fragen zu
können, was folgen würde, wenn unser Unbewusstes unsterblich
wäre. Dabei schiebt er aber sofort wieder an
Stelle des transscendentalen Subjects seinen Wechselbalg,
und nun wird es ihm natürlich nicht schwer, die Unsterblichkeit
in den Pessimismus einmünden zu lassen. Er
konstruirt einen geradezu heillosen jenseitigen Zustand, der
ungefähr einer in Permanenz erklärten Hysterie und Irrsinnigkeit
gleichkommt. So sucht er den Schein zu erwecken,
als gössen die Spiritisten selbst Wasser auf seine pessimistische
Mühle. Dieses Verfahren Hartmann's, seinen Gegnern den
reinen Unsinn in die Feder zu schieben, zieht sich durch
alle seine polemischen Schriften. Hier aber liegt die Be-
griffsverwechslung ganz offen zu Tage, wodurch es ihm
gelingt, dem Spiritismus die pessimistische Kutte umzuwerfen
. Aber das Unbewusste bei Aksakow ist eben etwas
ganz anderes, als das Unbewusste bei Hartmann. Bei
Aksakow ist die Seele ein vom sinnlichen Menschen Unbewusstes
, bei Hartmann — indem er sie hypothetisch zu-
giebt — ein an sich Unbewusstes. Hartmann will also den


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