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Schulz: Eine mysteriöse Beeinflussung.
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Im Laufe der Zeit machte ich die nöthigen Besuche
und empfing auch gleich in der Notenstecherei des Herrn
Barbe, meines früheren Lehrmeisters, Beschäftigung. Teil
konnte aber keine Ruhe finden, mein Muth war gebrochen.
Ich sehnte mich nach Braunschweig zurück. Als ich mit
meinem Grossvater darüber gesprochen, ihm mein Leid geklagt
und er gegen meine Rückreise nichts einzuwenden
hatte, schrieb ich nach Braunschweig, dass ich wieder
kommen wollte. Umgehend erhielt ich freundliche Antwort
mit dem Bemerken, dass ich jederzeit willkommen sein sollte.
Ich packte meinen Koffer, nahm herzlichen Abschied
vom Grossvater, auf Nimmerwiedersehen, und von Leipzig
überhaupt, und fuhr, nachdem ich mich hier sechs Wochen
aufgehalten und so viel Trauriges erlebt hatte, dies Mal
mit Lohnkutschorgelegenheit wieder nach Braunschweig
zurück, wo man mich ebenfalls mit ofienen Armen empfing.
Unseren lieben Grossvater nahm späterhin meine rechte
Mutter, Frau verw. Georgi, die in der Stadt ein eigenes
Haus besass, zu sich und ersetzte ihm auf diese, und wohl
bessere Weise, meine Stelle.
Hing nun wohl die so plötzlich über mich gekommene
Traurigkeit, die mich auf der ganzen Reise nach Leipzig
so schmerzlich peinigte, mit den für mich so traurigen Vorfällen
hier zusammen? Ich möchte das fast annehmen!
Theobald Schlegel's Doppelgängerei.
Von Pastor em. tteichenbach in Brandenburg.
Unter einem Doppelgänger pflegt man eine Person zu
verstehen, welche zuweilen in doppelter Gestalt und an
verschiedenen Orten zugleich vorhanden und wahrgenommen
wird, erstlich in körperlicher Wirklichkeit, dann auch in
einer geisterhaften, dieser Wirklichkeit ganz ähnlichen
Erscheinungsform. Dass es derartige Naturen in der That
giebt, hat Ref. schon beim Müller Preuss in Wandlitz nachgewiesen
.*) Schlegel hatte das Schicksal, auch zu ihnen zu
gehören. Er führt eine Menge von Fällen an, die von
genügender Beweiskraft sind, um eine so wunderbare Sache
als wahrhaft existirend darzustellen. — Es sah zu einer
Zeit, wo Schlegel auf einige Zeit verreist war, der Eisenbahnbeamte
Friedrich, der täglich zu ihm kam und ihn
genau kannte, sein geisterhaftes Ich zur Post gehen, in deren
Nähe er wohnte. Er glaubte ganz einfach, ihn selbst zu
*) Siehe „Psych, Stud." Januar-Heft 1891 S. 43 ff.
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