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308 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1891.)
Herr Dr. Lux ist bei all seiner liclitartigen Erleuchtung
in allen diesen Punkten wirklich „dubiert", d h. in Zweifel
(dubium) über deren Richtigkeit versetzt worden, aber dies
noch weit schmählicher, als Prof. Zöllner nach ihm „dubiert",
anstatt „düpirt", wie es wohl heissen sollte, worden sein soll.
Niemals sind den Lesern einer Zeitung, und noch dazu einer
Volkszeitung, wie doch die „Volksstimme" sein will, ärgere
Unwahrheiten über Prof. Zöllner aufgetischt worden als in
diesem Falle unter Berufung auf einen „glaubwürdigen"
Gewährsmann, den uns Dr. Lax aber wohlweislich nicht
nennt. Wir fordern ihn einfach auf, doch den Namen dieses
Verläumders zu nennen. Ich habe Prof. Zöllner persönlich
gekannt und bis kurz vor seinem Tode in fast freundschaftlichen
Beziehungen zu ihm gestanden. Er war eine so tief
religiöse und wahrhaft gottgläubige Natur, dass ihm jeder
Gedanke eines Selbstmordes fern lag. Er ist einfach an
Vollblt tigkeit und Prädisposition in seiner Familie zu
ähnlichen Schlaganfällen gestorben, da er in den letzten
Jahren seines Lebens eine ungeheure geistige und schriftstellerische
Thätigkeit entwickelte. Ich habe seine Arbeiten
bis zum letzten von ihm gedruckten Satze verfolgt und nicht
eine Spur von geistiger Schwäche oder Niedergedrücktheit
über etwaige Misserfolge bei ihm zu entdecken vermocht.
Er war im Gegentheil stets guten Humors und heiterster,
jovialster Gemüthsstimmung, unerschöpflich an Ideen und
Erfindungen, die er auf seinem astrophysikalischen Gebiete
unermüdlich weiter verfolgte, während seine spiritualistischen
Studien gleichsam nur wie Erholungspausen nach seinen
streng exaeten Arbeiten und Forschungen sich einwoben.
Als er starb, war gar kein Niedergang des sog. Spiritismus
bemerkbar, im Gegentheil existirten damals drei Zeitschriften
neben einander, und durch Prof. Zöllner1* exaete Untersuchungen
der Experimente Slade's erhielt der Mediumismus
vielmehr eine neue feste Stütze, die sich bis heutigen Tages
als fest fundamentirt bewährt hat. Sein Freund, der
berühmte Psycho-Physiker Prof. Th. JFechner seligen Andenkens
, in dessen Fuszstapfen noch heute ein Prof. Wunät
und Andere, freilich in ihrer eigenen Art, wandeln, hat
bereits kurz nach Zöllner1* Tode ähnliche lügnerische Behauptungen
über Zöllners angeblichen „Irrsinn" widerlegt.*)
Und nun folgt gar als Krone des Ganzen die „Selbstvergiftung
"! Nein, wenn es eine Vergiftung dabei gegeben
hätte, so wäre sie ihm allerdings von seinen damaligen
*) Siehe „Psych. Stud." Jahrg. XIV, 1887 S. 475 ff. Vergl.
noch „Sphinx«', ßd. IV, S. 320 ff. -
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