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312 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1891.)
Daine behandelt zu werden verlangen könnte, ob die Herren
sie für ein Medium oder nicht ansehen wollten.' Damit war
die Seance zu Ende, ohne dass Lax die sämmtlichen
Phänomene gesehen hätte. Die Bandagen waren bei Besichtigung
unverletzt und mussten losgeschnitten werden.
Ihr Dolmetscher sagte mir darauf sofort, dass sich Miss
Fay in einer nächsten Seance, falls solche von uns arrangirt
werden würde, allen und jeden Bedingungen unterwerfen
würde, die gewünscht würden. Da aber keine Seance mehr
verabredet wurde, so fuhr sie bereits die folgende Nacht
2 Uhr nach Hamburg ab. Ihr längeres Verweilen um
seinetwillen wäre doch mit Greldkosten verknüpft gewesen,
die ihr Dr. Lux vergüten zu wollen nicht erklärt hat. Sie
hatte bereits an mehreren Orten viel Geld zugesetzt und
doch höchstens nur je eine Privat-Seance neben ihren öffentlichen
Seancen erzielt, dafür aber ihren Aufenthalt für drei
Personen und ihre Weiterreisen zu bestreiten." —
„Ich selbst habe mit Miss Fay, die von Braunschweig
aus durch Herrn Rechner an mich empfohlen war, in Gemeinschaft
mit einem zweiten Herrn mehremale verkehrt und
mich mit ihr unterhalten. Sie beklagte es, in Deutschland
überall durch die sie aufs schärfste examinirende Polizei
genöthigt zu sein, den Schein einer blossen Zauberkünstlerin
auf sich nehmen zu müssen; sie werde froh sein, wenn sie
wieder nach Amerika zurückgekehrt sein würde. Auf meine
Frage: wer denn nach ihrer Ansicht die Manifestationen
hervorbrächte, antwortete sie mehrmals: 'a ckild' [ein Kind],
das sie zuweilen sehen will.*) Dass sie es nicht selbst thue,
habe doch Mr. Crookes seinei Zeit durch ihre elektrische
Bindung erwiesen. Von näheren Erörterungen darüber
wurden wir leider wieder abgelenkt. Nach München sei sie
deshalb nicht gegangen, weil sie erfuhr, dass die AntiSpiritisten
Homes Fay bereits Ankündigungen dorthin
erlassen hätten, worin sie 'spirituelle Manifestationen' ver-
hiessen **) Dabei verwunderte sie sich noch, dass diesen in
*) Vergl. „Psych. Stud." April-Heft 1891 S. 180 ff. — Januar-
Heft 1886 S. 10 und 11. — Der Sekr. d. Red.
**) Nach den Berichten eines Augenzeugen sollen die genannten
Antispiritisten in München enorm gute Geschäfte gemacht haben. —
Nach Schiuss dieses Artikels ging uns Mitte Juni er. ein Prospect zu
über „Enthüllungen der Geheimnisse der berühmten Antispiritisten
Herrn üomes und Frau IIomes-Fay". Von J. lOtime. (Mainz, EL Kupfer-
bergt 1891.) 40 Pf. Der Verfasser verspricht so genaue Erklärungen,
dass Jeder nach einiger Uebung es dem Künstlerpaar nachzumachen
im Stande sei. Ob sich diese Vorstellungen irgendwie mit denen der
ursprünglichen Miss Jfay aus Boston decken, lassen wir vorläufig
dahingestellt. — Der Sekr. d. Eed.
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