Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 317
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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du Prel: Zu Kiesewetter's Geschichte des Occultismus. 317

und Nekromanten versprechen. Ich sage: In uns ist der
Urheber jener Wunderdinge.

„Nos habitat, non tartara, sed nec sidera coeli,
Spiritus in nobis, qui viget, illa facit."*)

Die grosse Bedeutung dieser veränderten Anschauung
ist ohne weiteres klar. Wenn wir selbst die Besitzer magischer
Kräfte sind und weder beim Himmel noch bei der Hölle
eine Anleihe zu machen brauchen, so ergiebt sich — weil
diese Kräfte nicht am irdischen Leibe haften — eine metaphysische
Definition des Menschen; von seiner Eingliederung
in die übersinnliche Ordnung der Dinge wird der Schleier
hinweggezogen, das Dass und das Wie der Unsterblichkeit
wird gleichzeitig bestimmt. Weil wir uns aber unserer
magischen Kräfte nicht bewusst sind, muss die Seele im
Unbewussten gesucht werden, nicht — wie es meistens und
noch bis heute geschieht — im Bewusstsein. So gewinnt
also die Wissenschaft des Occultismus ihren Einfluss auf
die Philosophie, und Agrippa selbst drückt das mit den
Worten aus: — „Diese Wissenschaft ist daher die vollkommenste
und höchste; sie ist eine erhabene und heilige
Philosophie, ja sie ist die absolute Vollendung der edelsten
Philosophie."

Aber nicht blos unsere Philosophen könnten bei Agrippa
in die Schule gehen, sondern auch Juristen und Theologen.
Die gerichtlichen Verhandlungen gegen Somnambule, die
polizeilichen Chicanen gegen spiritistische Vereinigungen
zeigen, dass sich unsere Juristen noch heute in den von
Agrippa beseitigten Anschauungen bewegen, dass sie noch
heute gelinde Hexenrichter sind. Die Theologen beider
Confessionen sind aber mit wenigen Ausnahmen noch heute
der Ansicht, dass im Occultismus der Teufel steckt. Ja
während schon Agrippa die Grundlage für eine vertiefte
Auffassung des menschlichen Wesens gelegt hat, wird heute
von den Lehrstühlen der Universitäten herab seichter
Materialismus docirt, und die occulte Psychologie des
Agrippa hat sich zur physiologischen Psychologie unserer
Professoren verschlechtert. Aber auch der moderne
Occultismus selbst hat sich nicht eben sehr hoch über die
Philosophia occulta des Agrippa erhoben. Dieser kannte
bereits alles, was wir heute wieder mühsam entdecken: die
Gedankenübertragung, die hypnotische Fascination, den
thierischen Magnetismus, den Somnambulismus, das Fernsehen
, das Fernwirken sowie deren schädigende Seite in der

*) „Uns nur bewohnt, den Tartarus nicht, nicht Himmelsgestirne,
Der in uns lebende Geist, der dieses Alles bewirkt/4


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