Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 323
(PDF, 156 MB)
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du Prel: Zu Kiesewetter's Geschichte des Occultismus. 323

deutschen Pneumatologen viel gründlicher, als von den
Amerikanern, behandelt worden. Ich muss mich aber
begnügen, blos die Namen der von Kieservetter Besprochenen
anzuführen: Jakob Böhme, Swedenborg, Oet tinger, Jung
Stilling, Eckartshausen, Schubert, Kerner, Gör res, Ennemoser,
Bruno Schindler, Crookes, Wallace, Aksakow, Wittig}
Ed. v. Hartmann, Zöllner, Hellenbach u. A. Dass auch Davis
und Kardec ihren Platz finden, versteht sich von selbst;
denn deren Bücher, wenn ihnen auch Kiesewetter nur geringen
Werth zuspricht, — sind eben doch — vielleicht gerade
darum — die meist gelesenen.

Yermisst habe ich bei Kiesewetter zwei Namen, und
zwar um so mehr, als es Namen von schwerem Gewichte
sind: Kant und Schopenhauer. Von Kant zu sprechen lag
schon wegen seiner merkwürdigen Uebereinstimmung mit
Swedenborg sehr nahe. Dass er zu den Occultisten gehört,
wird Niemand bestreiten, der seine „Vorlesungen über die
Metaphysik" kennt, welche Professor Vaihinger vor einem
Jahrzehnt erst wieder entdecken musste. Aber freilich ist
dieser Kant unseren Philosophen höchst unbequem. Das
hat sich sehr deutlich gezeigt, als ich 1889 den wichtigsten
Theii dieser Vorlesungen, die über Psychologie, neu herausgab
. Sie enthalten in nuce ein ganzes System des Occultismus
und zeigen deutlich, dass die in Fachkreisen beliebte Auslegung
der „Träume eines Geistersehers" ganz falsch ist.
Man sollte nun meinen, dass in einer Zeit, da die Philosophie
zum grossen Theil Kantphilologie geworden ist, — die
bereits in Kantmikrologie ausartet, — die Entdeckung der
Jahrzehnte lang verschollenen Vorlesungen Kanfs viel
Staub aufgewirbelt hätte. Das geschah aber ganz und gar
nicht, und meines Wissens ist meine Neuausgabe in Fachblättern
überhaupt nicht besprochen worden. Leugnen liess
es sich nicht, dass Kant mit dem Occultismus sich tief eingelassen
; ihn für verrückt zu erklären, — wie es den
Occultisten gegenüber meistens geschieht, — ging auch
nicht wohl an; also musste man seine Schwäche wenigstens
vertuschen. Für mich freilich ist dieses Schweigen ungemein
beredtsam; denn nichts könnte die Verlegenheit der Gegner
besser verrathen, als dieses Schweigen.

Dass aber neben Kant auch noch Schopenhauer genannt
werden kann, ist unbestreitbar. Zwar hat er sich erst an
seinem Lebensabend mit Occultismus beschäftigt, und nur
wenige Abhandlungen darüber geschrieben; diese gehören
aber zum Besten, was geschrieben wurde. Hätte Schopenhauer
die weitere Entwickelung des Occultismus erlebt, so würde
er heute metaphysischer Individualist und im guten Sinne

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