Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 329
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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du Prel: Zur Mystik im Irrsinn.

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niemals behauptet, ein Psychiater zu sein. Es genügt vollkommen
, wenn meine Gewährsmänner etwas davon vorstehen,
von denen ich mir das Thatsachenmaterial liefern Hess. Es
ist aber wiederum nicht meine Schuld, wenn nur die älteren
Psychiater in meiner Stoffsammlung vorkommen; diese waren
eben noch nicht materialistisch verblendet und hatten noch
ein offenes Auge für mystische Phänomene, vor welchen die
modernen den Vogel Strauss spielen. Die Streitschrift des
Herrn Dr. Specht ist also zunächst ganz überflüssig. Mir
vorwerfen, ich sei kein Psychiater, was ich nie behauptet
habe, heisst offene Thüren einrennen. Die Psychiatrie als
solche interessirt mich gar nicht, und hat noch nie einen
Philosophen sonderlich interessirt, weil eben die Philosophie
mit einem Wissenszweige, der an positiven Einsichten so
bettelarm ist, nichts anzufangen weiss. Ich habe nur das
Problem aufgeworfen, habe mich dabei auf Aerzte berufen,
also hätte sich Herr Dr. Specht gegen diese wenden sollen,
nicht gegen mich, den blossen Referenten.

Er hat mich aber noch in einem anderen Punkte gauz
missverstanden. Sei es in gutem Glauben, sei es, um seine
Langweilerei durch einen Witz zu schmücken, thut er, —
wozu ich ihm nicht den geringsten Anlass gegeben habe,
— als ob ich alle Irrsinnigen für Somnambule und Medien
hielte. Davon ausgehend, entwirft er sodann ein Bild der
Vorgänge in einem Irrenhause, welches unter meiner Leitung
stünde. Da wird dem Director gemeldet, ein Irrsinniger
habe mit Feuer gespielt und stehe in Flammen. Der
Director rührt sich gar nicht, denn er kennt das Phänomen
der Feuerfestigkeit in mystischen Zuständen. Ein anderer
Irrsinniger springt zum Fenster hinaus und liegt mit eingeschlagenem
Schädel da. Dem Director ist das egal; er
weiss, dass in mystischen Zuständen die Naturheilkraft
gesteigert ist, dass also der Patient in längstens acht Tagen
sogar ohne Arzt geheilt sein wird. So geht es weiter mit
wenig Witz und viel Behagen. Die Lacher mag Herr
Dr. Specht auf diese Weise auf seine Seite bringen; diese
gönne ich ihm aber auch, denn mit Witzeleien sind Wahrheiten
noch nie aus der Welt geschafft worden.

Einen Schein von Recht gewinnt Dr. Specht dadurch,
dass ich die moderne Psychiatrie kritisire, ohne doch Fachmann
zu sein. Aber auch dieser Tadel ist nicht gerechtfertigt
. Ich kritisire nicht, was die Irrenärzte thun, sondern
was sie unterlassen. Es ist ja öffentlich bekannt, dass unsere
deutschen Aerzte — mit einigen ehrenvollen Ausnahmen,
z. B. der verstorbene Geheimrath von Nussbaum, — hundert
Jahre nach Mesmer noch immer nichts von Magnetismus,


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