Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 332
(PDF, 156 MB)
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332 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 7. Heft, (Juli 1891.)

nicht für mangelhafte Heilresultate. Wir Kranken wollen
geheilt sein und weiter nichts. Ob durch Mesmerisnius
oder Suggestion, Allopathie, Homöopathie oder Massage,
das ist uns vollständig egal. Geheilt aber wollen wir
werden, und den Arzt, dessen Heilresultate sehr mangelhaft
sind, betrachten wir mit Recht als einen schlechten Arzt,
trotzdem dieser Tadel nicht ihn persönlich treffen mag,
sondern das herrschende System; deiirj Kinder ihrer Zeit
zu sein, davon sind auch die Aerzte nicht ausgenommen.

Herr Dr. Specht verlegt also den Accent von der
psychiatrischen Therapie hinweg auf die Prophylaxis und
sagt, diese sei „unsere glänzendste Seite" (104). Darüber
habe ich wiederum kein TJrtheil, will es ihm also glauben.
Wenn aber diese glänzendste Seite zur Folge hat, dass die
Zahl der Irrsinnigen in schreckenerregender, statistisch
nachweisbarer Weise sich vermehrt, wie muss es erst auf
den anderen Seiten der Psychiatrie aussehen!

Es macht ja dem Herrn Dr. Specht alle Ehre, dass er
die Medicin und besonders sein Specialfach vertheidigt;
aber die Aufgabe ist zu schwer. Das herrschende System,
das er vorgefunden hat, welches umzugestalten vielleicht
gerade ihm beschieden ist, an dem er aber jedenfalls
schuldlos ist, kanrf er nicht vertheidigen. Dieses System
ist aus dem Materialismus herausgewachsen, und ich setze
auf Herrn Dr. Specht gerade darum Hoffnung, weil er kein
extremer Materialist zu sein scheint. Einstweilen aber kann
ich nicht finden, dass seine Paraden sehr erfolgreich seien.
Er bestreitet meine Behauptung des therapeutischen Modewechsels
(97), in der Psychiatrie herrsche ein solcher
nicht. Darüber weiss ich wiederum nichts, glaube es ihm
also; dass aber in der Medicin im Allgemeinen beständiger
Modewechsel herrscht, weiss jeder Laie. Erst vor wenigen
Monaten wurde das Koch'sche Tuberkulin mit Pauken und
Trompeten angekündigt, und schon jetzt liest man, dass in
dem und jenem Spitale dieses Heilmittel abgeschafft sei.
Das gleiche Schicksal traf die noch moderneren Liebreich'&oh&n
Mittel. Nehmen wir aber selbst an, beide hätten dennoch
einen bescheidenen Heilwerth, so würde doch die Ehre der
Entdeckung nicht der modernen Medicin gebühren, sondern
dem Paracelsus, dem Robert Fludd und dem alten Plinins,
also Leuten, welche — risum teneatis! — an Mystik
glaubten.

Ganz und gar unverständlich ist es mir, wenn Herr
Dr. Specht meiner Behauptung, dass kein Arzt die Naturheilkraft
leugne, das Wort entgegenstellt: — „Kein denkender
Arzt glaubt an eine Naturheilkraft" (82). — Ich habe also,


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