Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 337
(PDF, 156 MB)
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Althaus: Madame Blavatsky

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wunderbares Doppelleben: halb gehörte sie der wirklichen,
halb der Welt der Geister an. Vermuthlich war es während
dieses Krankenlagers, als in Madame Blavatsky, wie einst in
dem verwundet daniederliegenden Ignatius Loyola, die ausgesprochen
spiritualistischen Tendenzen sich entwickelten.
Sie gründete keinen neuen Jesuiten-Orden, aber sie genas
und erschien von nun an vor der Welt als spiritualistisches
Medium. Tischrücken, Geisterklopfen, unsichtbare Tambourin-
und Flötenmusik, geheimnissvolles Auf- und Absehweben
von Personen und Gegenständen in halbdunklen Zimmern,
nebst allen übrigen Paraphernalien des spiritualistischen
Humbugs wurden ihr seitdem geläufig. Sie ging 1867
wieder auf Reisen und erlebte die ausserordentlichsten
Abenteuer. Bei einer Gelegenheit wurde das Schiff, auf
dem sie fuhr, durch eine Pulver - Explosion in die Luft
gesprengt; aber die Genossin der Geister entkam unbeschädigt
. Noch einmal breiten sich nun verhüllende
Nebel über die Laufbahn der werdenden Prophetin. Erst
im Jahre 1870 erscheint sie von neuem in erkennbarer
Gestalt, und zwar in Kairo, als energisch thatiges Medium.
Dort war es, wo sie in intime Beziehungen trat zu dem
französischen Ehepaar Coulomb, lange ihren begeisterten
Jüngern, endlich aber den Erinnyen, den rächenden
Schicksalsgöttern ihres Prophetenthums. Vier Jahre später
(1874) verliess Madame Blavatsky Egypten zu einer zweiten
Fahrt nach dem so ergiebigen spiritualistischen Boden der
Vereinigten Staaten von Nordamerika.

Um diese Zeit war sie nicht nur als Medium völlig
ausgebildet, sondern auch schon ziemlich weit fortgeschritten
auf dem Wege zur Gründung einer neuen Religion. Sie
eroberte in Amerika vor Allem den Obersten Olcott, den
gegenwärtigen Präsidenten der „ Theosophischen Gesellschaft
". Seinen Obersttitel trug dieser hervorragende
Apostel der 2?/ö^fa/cj/-Keligion von dem grossen Bürgerkriege
her. Damals war er halb Advocat, halb Journalist. In
letzterer Eigenschaft besuchte er als Berichterstatter mehrere
der von Madame Blavatsky veranstalteten spiritualistischen
Aufführungen. Der Eindruck, welchen diese in ihm erregten,
war überwältigend. Eine persönliche Annäherung fand in
Folge davon statt, und Madame Blavatsky würdigte den
Oberst einer theilweisen Enthüllung ihrer religiösen Geheimnisse
. Der Oberst war noch nicht ganz überzeugt,
doch die Möglichkeit, dass er zu der Zahl der Auserwählten
gehöre, erschütterte ihn bis in die innersten Tiefen seiner
Seele. Als er eines Abends spät — so erzählte er später
selbst einem Interviewer der „Pall Mall Gazette" — einsam

Psychische Studien. Juli 1891. 22


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