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AUhaus: Madame Blavatsky.
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veröffentlichte Madame Blavatsky ihr Werk: „Isis Unveiled"
(„Die entschleierte Isis ")#zu Boston, 1877. Als kurzgefasstes
praktisches Programm der Gesellschaft wurden drei Artikel
aufgestellt: — 1) Die Bildung eines Mittelpunktes der allgemeinen
Bruderschaft der Menschheit, ohne Unterschied
der Rasse, des Glaubens, des Geschlechtes oder der Farbe.
2) Die Beförderung des Studiums der aryischen und anderer
orientalischer Literaturen, Religionen und Wissenschaften.
3) Die Erforschung unaufgehellter Naturgesetze und der
physischen Fähigkeiten des Menschen. — Gewiss, kein eng-
gefasstes Programm! Ziele, weit genug selbst für die
grossangelegte nordaraerikanische Union, die nach der
berühmten Erklärung eines enthusiastischen Patrioten sich
erstreckt vom Nordpol bis zu den Tropen und vom atlantischen
Ocean bis zum Untergange der Sonne. In der That
fand die „Theosophische Gesellschaft" Anklang in den
Vereinigten Staaten; aber innerlich näher stand ihr doch
die alte Urheimath der Religionen: Indien und das
himalayische, Mahatma geweihte Tibet. Dorthin richteten
demnach bald nach der Begründung der nordamerikanischen
theosophischen Oolonie, wie von einem Magnetberge angezogen
, Madame Blavatsky und Oberst Olcott ihren
prophetischen Flug.
Es war im Jahre 1878, als die Gründer der ,,Theo-
sophischen Gesellschaft" in Indien anlangten. Der Erfolg
ihrer Propaganda bei den für alle religiösen Phänomene so
empfänglichen Eingeborenen war ausserordentlich. Nicht
nur die halb englisirte Jeunesse doree von Indien, Hindus
der verschiedensten Klassen, Buddhisten, Parsis, Mohame-
daner, und natürlich auch Engländer, Löwen und Lämmer,
schaarten sich in friedlicher Eintracht um die neuen
Religionsstifter. Ein anglo - indischer Zeitungsredacteur
Namens A. P. Sinnett veröffentlichte zu ihren Gunsten das
Werk „The occult World", ein Regierungs-Secretär Namens
ffume „Hints on Esoteric Philosophy". Branchen der
„Theosophischen Gesellschaft" wurden in dem Crow's Nest
Bungalow bei Bombay, in Adyar bei Madras und in Simla,
an den Abhängen des Himalaya, gegründet, und Wunder
der erstaunlichsten Art ereigneten sich unter dem Beistande
der wohlwollenden tibetanischen Mahatmas fast täglich an
Orten, wo Madame Blavatsky und Oberst Olcott erschienen.
Die Zahl jener Mahatmas ist, im Einklang mit den herkömmlichen
indisch-tibetanischen Vorstellungen, eine unberechenbare
; aber zwei der ausgezeichnetsten unter ihnen:
Mahatma Koot Hoomi Lal Sing und Mahatma Morya standen
immer als specielle Diener und Wunderthäter zu Madame
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