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Wittig: Der Kampf um Miss Fay in Magdeburg. 363
bereits am 4 Januar er. nach Boston abgereist. In Fühlung
stehe ich zur Zeit nicht mehr mit ihr. Ueber die Dr. Zutschen
Artikel setzte sie sich mit echt amerikanischer Geringschätzung
hinweg. Albrecht ist bis dato in Magdeburg nicht
aufgetreten, weil Dr. Lux, wie ich höre, kein Geld aufwenden
will, Albrecht nochmals hierher kommen zu lassen; er sagte
auch, dass, nachdem er einmal Albrecht'sehe Sachen gesehen,
er vom Spiritismus gar nichts mehr halte. (Als ob die
Beiden mit einander identisch wären!) Albrecht mache Alles
nach, wenn auch vielleicht nicht ganz so elegant wie Miss
Fay. Deren wirklich eigenartige, das Nachdenken anregende
Phänomene haben diesem Herrn also nicht imponirt, aber
die Küchenkunststiicke, (die famose Stoffdurchdringung, die
Albrecht mit der Gardine in Dr. Lux's Wohnung zur Probe
vorführte,) die haben ihn gewaltig gefesselt. Ist dies nicht
geradezu sonderbar zu nennen von einem physikalisch geschulten
Manne, dem Redacteur einer Zeitung? Man
sammelt doch immer mehr Erfahrung, und ich selbst halte
mich factisch in solchen Dingen, die Objectivität und wirkliches
Nachdenken erfordern, für weit competenter als viele,
viele derartige Beobachter. Gerade die Thatsache, mit
welcher Leichtfertigkeit die ganzen spiritistischen Phänomene
von sog. studirten Leuten behandelt werden, ist für mich
ein Grund, auf das Geschrei der Gegner, und mögen es
noch so hochstehende Leute sein, nichts mehr zu geben.
— Mir wurde hier in Magdeburg mehremale gesagt, Miss
Fay sei in Berlin auch von Prof. Virchow untersucht worden,
und dieser Gelehrte hätte sich dahin ausgesprochen: dass
es weiter nichts mit Miss Fay sei, es sei nichts besonderes,
der Untersuchung Würdiges dabei herausgekommen. In
den Zeitungen habe ich nichts darüber erwähnt gefunden."
(Sollte Prof. Virchow den Experimenten der Miss Fay
wirklich beigewohnt und erwähnten Ausspruch gethan haben,
so wäre das weit eher ein Beweis dafür, dass auch er hinter
ihren Pfiff nicht gekommen ist. Das stets ablehnende Verhalten
dieses Herrn Professors ist ja noch aus der Zeit
von Slade's Auftreten in Berlin her bekannt. — Der
Sekr. d. Red.) — „Herr Heckner schrieb mir so eben,
dass man bei sicherer Fesselung der wirklichen Hände der
Miss Fay annehmen könne, es wüchsen materialisirte Arme
aus den Achselhöhlen hervor, welche die Phänomene verrichten
, die Knoten knüpfen und zuletzt die Bandagen losschneiden
, während Schraps, den ich auch gesehen habe,
sich aus der Fesselung befreie, ohne die Bindungen und
Knoten zu verletzen. — Mir zeigte Miss Fay unter Anderem
noch eine dicke goldene Damenuhr, mit Diamanten besetzt
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