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378 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 8. lieft. (August 1891.)
eine Sylbe wahr! Wahr ist nur, dass Herrn Postcl ein
in Hamburg gedrucktes Buch vorliegt, auf dessen Titel der
Name Basilius vorkommt; alles Andere hat Herr Postel —
wahrscheinlich unter der Controle eines leichtfertigen Spottgeistes
stehend — „hinein imaginirt." Ein Theophüus Basilius
hat nie gelebt.
Ich will Herrn Postel den Titel dieses Buches nennen:
»Basilius Innovatus. Das ist: Fr. Basilii Valentin^ Ordin.
Benedict. Chymische Schrifften" u. s. w. Herausgegeben von
Dr. med. Ben. Nie. Petraetis. (Hamburg, 1700,1717 und 1740,
8° 1132 Seiten stark). Ich selbst habe die Ausgabe von
1717 vor mir liegen; eine Ausgabe von 1511 gehört ins
Reich der Fabel. Die vierte Schrift des ersten Theiles
dieser Gresammtausgabe (es sind drei Theile) trägt den
Titel: — „De Macrocosmo", Oder von der grossen
Heimlichkeit der Welt, ihrer Arzney, dem Menschen zugehörig
. Fr. Basilii Valentini." — Der Inhalt dieser und der
übrigen basilianischen Schriften entspricht der weiteren
allerdings sehr confusen Angabe des Herrn Postel so, dass
nicht der mindeste Zweifel obwalten kann, dass er diese
zu den berühmtesten Erzeugnissen der alehymistischen
Literatur gehörigen Abhandlungen meint. Eäthselhaft ist
nur, wie Herr Postel zu obigen ungeheuerlichen Behauptungen
bezüglich Ilmenau, Elgersburg und einer Ausgabe von 1511
kommt.
Ich will Herrn Postel nun, damit er mich hiniüro mit
mehr Gründlichkeit belehren kann, in kurzen Zügen mit
dem Stand der Basilius Valenünus-Fr&ge (der fabelhafte B. V.
galt eine Zeit lang für den Lehrer des Paracelsus) bekannt
machen: — Der Eathsherr zu Frankenhausen und Salzgraf
(d. h. Pfannenherr) zu Allendorf in Hessen Johann Thölde gab
seit 1602 in Zerbst, Leipzig u. s. w. alehymistische Schriften
heraus,*) als deren Verfasser er einen Benedictinermönch
Basilius Valentinus nennt. In Wirklichkeit ist Thölde der
Verfasser selbst, dpr die damals noch ziemlich unbekannten
Schriften des Paracelsus ausschreibt, seine eigenen Entdeckungen
— namentlich lernte er die chemischen Verbindungen
des Antimons genau kennen — hinzu thut
und noch eine gute Portion alehymistischer Groszsprecherei
hinzufügt. Dann fingirt er einen im 15. Jahrhundert gelebt
haben sollenden Benedictinermönch Basilius Valentinus, und
nun war Alles beisammen, um in der Periode des leidenschaftlichsten
Betriebes der Alchymie dem Buche einen
*) W. S. Lange gab dieselben 1677 zuerst gesammelt in
Hamburg heraus; später Peträxis. — C. K.
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