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Kiesewetter: Duplik gegen Herrn H. Postel in Philadelphia. 379
reissenden Absatz zu sichern. Ich will noch bemerken,
dass Thölde auf gleiche Weise die alchymistischen Schriften
des angeblichen holländischen Juden Isaak Hottandns
fabricirte. Die so beschaffene literarische Industrie zieht
sich durch die ganze Geschichte der Alchymie und findet
ihre Erklärung in dem Umstand, dass man auf fabelhafte,
längst verschollene Autoritäten viel mehr gab, als wenn ein
gleichzeitiger Autor — wie Thölde — unter eigenem Namen
mit seinen Entdeckungen und Speculationen hervorgetreten
wäre. So wurden denn auch flott lange nach Thölde noch
angeblich basilianische Schriften fabricirt, die von 1401 bis
1483 reichen. Thölde selbst lässt den Basilius noch die
Syphilis erwähnen, welche 1497 nach Deutschland kam,
während (nach dem Erfurter Chronisten Gudenus) Basilius
1413 im Petcrskloster zu Erfurt gelebt haben soll. Basilius
Valentinus soll ferner nach einer Angabe in Folge des
medicinischen Gebrauches des Steines der Weisen 136 Jahre,
nach anderer 84 Jahre alt geworden sein u. s. w.; überhaupt
bildete sich über ihn ein Gewebe von Sagen und
unverbürgten Erzählungen, womit man ein Buch anfüllen
könnte.
Thölde selbst lässt Basilius Valentinus vom Oberrheiu
stammen und im 15. Jahrhundert leben. Erst um die Mitte
des 17. Jahrhunderts bildete sich die Sage aus, er habe im
Peterskloster in Erfurt gelebt, und hat sich in dieser
Form bis in die neueste Zeit erhalten; aber Ilmenau und
Elgersburg ist Dichtung des Herrn Postel\ In Wahrheit
ist in den Verzeichnissen der Erfurter Benedictiner kein
Basilius Valentinus zu finden, auch ist keine Handschrift
der Basilianischen Werke (die älteste ist Codex Nr. 3739
der Münchener Bibliothek) älter als die Drucke, und ein
solcher von 1511 ist ein Unding. Die älteste Druckschrift
des angeblichen Basilius ist: — „Vom grossen Stein
der vhralten Weisen", Zerbst, 1602. 8°.
Eine kritische Zusammenstellung der Basiliusfrage steht
in Prof. H. Kopp's: — „Beiträgen zur Geschichte der Chemie",
3. Theil, S. 110—127. (Braunschweig, 1875. 8°.) Ausserdem
verweise ich auf desselben Verfassers — „Alchemie", (Heidelberg
, 1886, 8°) 1. Bd. S. 28—32; auf Prof. Schmiedels: —
„Geschichte der Alchemie", (Halle, 1832,) S. 197-209; auf
Prof. G. W. Wedel: — „Propempticon inaugurale de Basilio
Valenlino. (Jenae, 1700. 4°.) Ferner auf /. F. Gmelin: —
„Geschichte der Chemie", Bd. 1. S. 136 ff., Ersch und
Gruber: — „Encyelopädie". 2, Theil. (Leipzig, 1819.) S. 416.
— Bemerken will ich noch, dass die von Herrn Postel
gemeinte Schrift: — „De Macrocosmo" — schon zu einer Zeit,
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