Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 381
(PDF, 156 MB)
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du Prel: Zur Mystik im Irrsinn.

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geistig gehemmt gewesen, sich dichterisch hervorgethan hat;
er hätte doch sonst in dieser Beziehung die ganz besondere
Aufmerksamkeit seines bis über die Ohren im Mysticismus
steckenden Freundes Justinus Kerner herausgefordert, wovon
mir nichts bekannt ist. Erst jetzt, vierzig Jahre nach seinem
Tode, versetzt man ihn unter die mystischen Persönlichkeiten
" (19).

Ich bestreite nun aber jedes Wort dieses Absatzes.
Zunächst merkt Herr Dr. Specht wieder gar nichts von
dem Probleme, auf das ich hingewiesen habe. Würde er
die Literatur über Somnambulismus kennen, so wüsste er
auch, dass das Dichten, und zwar als ganz neue Function,
nicht blos im Irrsinn, sondern überhaupt bei Somnambulen
häufig vorkommt, die früher nie daran dachten, auch nur
zwei Zeilen zu reimen; ja dass schon im Alterthum eine
ungebildete Pythia als die Erfinderin des Hexameters bezeichnet
wurde. Daraus würde sodann Herr Dr. Specht
eben das gefolgert haben, was er so heftig bestreitet: —-
1) Dass die dichterische Function in der That aus der
transscendentalen Quelle fliesst, — von Verseschmieden
rede ich natürlich nicht, — was, von Homer angefangen,
alle grossen Dichter behauptet haben. 2) Dass der Irrsinn
häufig nichts anderes ist, als ungeregelter Somnambulismus,
was ich mit Mesmer so lange behaupten werde, bis ich
als weissem Eaben einem Arzte begegne, der den Somnambulismus
besser kennt, als ich, und der mich vom Standpunkte
seiner besseren Kenntniss aus widerlegt. Wenn
ferner Herr Dr. Specht Lenau% Gedicht „Eitel Nichts!"
lesen sollte, — das bereits in die Irrsinnsperiode fällt, —
so wird er nicht mehr leugnen, dass Lenau's Melancholie
in Verbindung mit seinem Irrsinn steht, und wird es höchst
auffallend finden, dass ein psychiatrisch Erkrankter noch
ein solches Gedicht zu Stande bringt, das eben nur aus der
nicht erkrankten transscendentalen Sphäre kommen kann.
Endlich protestire ich auch dagegen, dass es mein persönlicher
, ganz willkürlicher Einfall sei, Lenau vierzig Jahre
nach seinem Tode unter die mystischen Persönlichkeiten zu
versetzen. Das hat schon zu Lebzeiten des Dichters ein
Arzt gethan, nämlich eben Justinus Kerner, welcher eine
Thatsache berichtet, wodurch die „Mystik im Irrsinn"
schlagend bewiesen wird, und die ich dem Werke von
Schurz („Leben Lenau's". 1855. I. 190) entnehme. Kerner
schreibt am 24 Oetober 1850 an Schurz über Lenau: —
„Wie locker und leicht beweglich sein Nervengeist war, —
was bei Somnambulen z. B. zum zweiten Gesicht, zum
Sichselbstsehen, zum Heraustreten aus sich die Veranlassung


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