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;>yi> Psychische Studien. XV1IL Jahrg. 8. Heft. (August 1891.)
Begabung ausmachten, war die mächtigste seine Phantasie.
Sie war die Beherrscherin aller übrigen und er ihr wahrer
Sklave; in der That beherrschte sie ihn mit der gebieterischen
Tyrannei der launenhaftesten Koketten. Er war ein Mann
von wunderbar scharfer Beobachtungsgabe, von raschem,
energischem Willen, ursprünglich für die edelsten Gedanken
begeistert, scharfsinnig, witzig, gemüthvoll, grossmüthig,
offenherzig, aber boshaft, eitel, scharfzüngig, ohne Rücksicht
auf die Person zu nehmen; dennoch waren alle Kräfte
seiner Natur seiner übermächtigen Einbildungskraft untergeordnet
. . . Bei dieser höchst phantastischen und wunderlichen
Einbildungskraft ... ist es kein Wunder, dass er
die Welt mit ganz anderen Augen ansah, als mit denen
gewöhnlicher Sterblicher. Wirkliche und thatsächliche
Dinge verzauberte er in schattenhafte, wesenlose und geisterhafte
. . . Alles, was schrecklich, unnatürlich, zauberhaft,
grausig, gespenstisch war, hatte für ihn einen unwiderstehlichen
Reiz.. . Ruhelos, geschäftig, lebhaft, ganz Leben und
Phantasie, konnte Hoffmann nicht ohne Gesellschaft existiren. •
Ich habe gesagt, dass Hoffmann in seinen Büchern sich selbst
darbot, ganz wie er leibte und lebte, ganz wie er dachte,
träumte und sah. Ja wohL wie er sah; denn alles, was in
seinem Geiste gegenwärtig war, wurde lebhaft gesehen,
gesehen mit des Malers Auge, und was er sah, das in Worten
zu malen, war die Gabe, die er besass. Eben diese Fähigkeit
deutlicher, lebenswahrer Schilderung giebt seinen
Büchern ihren hauptsächlichsten literarischen Reiz Indem
er innerlich glaubte an das, was er sah, lässt er es auch
den Leser glauben durch den Ernst, die nüchterne Ruhe,
die Kraft der Ueberzeugung, womit er schreibt." („Blätter
für literarische Unterhaltung", herausgegeben von Fr. Bienemann
in Leipzig, Nr. 18 v. 30. April er. S. 287.) — Unsere
Leser erinnern wir hier an Ferdinand Maack\ in Kiel Artikel:
— „E. T. A. Hoff mann als Mystiker" in „Psych. Stud." 1887
S. 244, 289, 345 ff.
c) Die „Gartenlaube" enthält in ihrer Nr. 24, Jahrg.
1891 S. 405—407, einen Artikel von Richard Püttner, betitelt:
— „Hohenkrähen und sein 'Poppele'." — Es ist eine
Burg im sog. Hegau am Bodensee, die nächst der durch
Victor von ScheffeVs berühmten Roman „Ekkehard" bekannten
Burgruine „Hohentwiel" die schöngelegenste und sagenreichste
ist. Ihr Ursprung verliert sich vor ihrer ersten urkundlichen
Erwähnung im Jahre 1307 ins Reich der Sage. Es wurde
später ein Raubrittersitz und mehremale vom Hohentwiel
aus zerstört, zuletzt im Jahre 1634. Diese Burg hat ihr
Gespenst, das der Geist eines am Ende des 13. Jahrhunderts
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