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398 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1891.)
zu verwirren, dass es geraumer Zeit bedurfte, bis alles
wieder in gehöriger Ordnung war. Auch hiergegen gab es
nur ein schützendes Mittel* Die Knechte mussten nämlich
vor dem Ausfahren laut in den Stall und den Hof rufen:
— 'Wir wollen selbst anspannen!' Dann musste der
Kobold seine Neckerei unterlassen. — Eine weitere Liebhaberei
des Poppele war es, die Räder vorübergehender
Wagen und Kutschen zu sperren, und zwar so lange, bis
er durch Fluchen verjagt wurde. . . Wenn alte Weiblein,
Gebetbuch und Rosenkranz in den zitternden Händen, zur
Abendkirche von Schlatt nach Mühlhausen gingen, so stellte
sich Poppele ins Buschwerk am Wiesenbach und wartete,
bis sie den schmalen Steg betraten. Sobald dies geschah,
— puff! versetzte er ihnen hinterrücks einen Stoss, dass
sie in den — besonders nach Gewittern stark angeschwollenen
— reissenden Bach stürzten und meist nur mit grösster
Anstrengung sich retten konnten. — Am übelsten spielte
er Krüppeln, Lahmen und betrunkenen Personen mit, die
er in der Irre umherführte, in Zank und Streit brachte u. s. w."
— Der aufmerksame Leser wird in diesem Berichte ob-
jective Vorgänge mit eingebildeten gemischt finden. Nicht
Alles, was man Poppele zur Last legt, ist ihm aufs Kerbholz
zu setzen; aber spukhafte Vorgänge jener Menschen
und Orte laufen dabei sicher mit unter. Das Verwerfen der
Garben, das Verwirren der Zügel und Stränge, das Sperren
der Wagenräder sind auch anderweitig als objective und
unerklärliche Vorgänge bezeugt. Die Sage häufte nur auf
das Gespenst alle sonst erlebten räthselhaften Vorgänge
einzelner Menschen. Insofern ist eine jede von solchen
Sagen lehrreich für den Erforscher psychischer Phänomene.
Auch die Sprüche der Knechte haben hier ihre tiefere
Bedeutung, indem sie die Suggestion oder den eigenen
festen Willen (posthypnotischen Befehl) auf den Geist übertragen
, was bei somnambul und hypnotisch agirenden Personen
sich bekanntlich als stets wirksam erweist.
d) Der im Mai-Heft 1891 sub e) S. 234 erwähnte
Dr. Schlesinger ist zufolge einer neueren Notiz der „Deutschen
Litteraturzeitung" in Berlin Nr. 13 v. 28. März er. der am
18. März er. in Wien verstorbene Arzt und Schriftsteller
Dr. W. Schlesinger, 76 Jahre alt; also nicht der Verfasser
von: — „Die geistige Mechanik der Natur" (Leipzig,
0. Mutze), Prof. Dr. Jos. Schlesinger in Wien.
e) Hypnotische Enthüllung. — Die „N. Fr. Pr."
veröffentlicht einen „Londoner Brief", dem wir Folgendes
entnehmen: — Eine englische Monatsschrift, „Murray's
Magazine", setzt ihre Leser durch höchst wundersame hypno-
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