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412 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1891.)
dass ich nach „Psych. Stud." August-Heft 1888 S. 370 schon
damals mehrere Jahre früher eine ähnliche Geschichte von
einem indischen Gaukler irgendwo gelesen habe, nur mit
dem Unterschiede, dass jener Gaukler kein Tau in die Luft
warf, an dem er emporkletterte, sondern auf einer hohen,
in die Luft gestellten Leiter emporstieg, dieselbe, oben
angekommen, zu sich heraufzog, sie alsdann von neuem in
die Wolken hinein anlehnte und auf ihr immer weiter
emporkletterte, bis er sich zuletzt sammt Leiter im blauen
Aether verlor, dürfte klar hervorgehen, dass Herr Julian
Hawthorne durchaus nicht der erste Berichterstatter dieser
indischen Gaukelei ist, sondern dass er bereits erfindungsreiche
Vorgänger gehabt hat, falls auch die allererste Berichterstattung
darüber in der Phantasie wurzeln sollte.
Ein Mr. James Coates zu Glasgow erklärt nun im
Londoner „Light" vom 30. Mai er. auf die Anfrage des
„Journal of the Society for Psychical Research" diese ganze
Fakirgeschichte für „ein munteres Pröbchen von literarischer
Yankee - Aufschneiderei", welche vom Publikum ebenso in
ungeheurer Dosis verschluckt wurde, wie der neuere
medicinische Hypnotismus. „Woher weiss dies unser
Correspondent ?" fragt der Herausgeber des „Light". In der
folgenden Nummer berichtet er, dass Mr. Coafes ihm aus
Combe Lodge, Rothesay, N. B., zurückgeantwortet habe, die
Geschichte sei zuerst in der „Chicago Times" aus der Feder
des John E. Wilkie im vergangenem Herbst 1890 erschienen.
(Das bezieht sich doch wohl nur auf die Version oder
Erfindung mit dem in die Luft geworfenen Tau und dem
vom Gaukler zerstückelten Knaben!) Mr. Coates versichere,
Mr. Hawthorne habe die Geschichte beigebracht ohne eigene
Bestätigung und es Jedermann selbst überlassen, den
Schluss zu ziehen, dass sie nur ein geistreicher Scherz sei.
Das sollten aber unsere Leser wissen, denn sie sei in allem
Ernst durch die ganze englische Presse gegangen.
In der Nr. 546 des „Light" vom 20. Juni er. lesen wir
weiter, dass Julian Hawthorne in der „Arena" einen Artikel
geschrieben habe über die Frage: — „Ist der Spiritualismus
der Untersuchung würdig?" — und diese Frage verneine.
Hiergegen habe sich Rev. Minot Savage in „The Review of
Reviews" erhoben und erklärt, „dass er vielmehr nach
fünfzehnjährigem Studium der Phänomene nichts des
Studiums Würdigeres erfunden habe." — Freilich, wenn Mr.
Hawthorne sich selbst dergleichen Phänomene fabricirt, Rev,
Savage aber von wirklich selbst beobachteten Fällen ausgeht,
so wird die Sache schon Jedermann von selbst einleuchten,
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