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420 Psychische Studien, XVIII. Jahrg. 9, Heft. (September 1891.)
empor. Dessen Frau nun will ihren Mann zurückhalten,
und diese die Magd, so dass sie fest an einander gekettet
aufzusteigen schienen und zusammen in der Luft verschwanden.
Als das Volk dies Schauspiel mit Staunen ansah, kam von
ungefähr ein Bürger hinzu und fragte, was sie denn hier
machten. Als er die Antwort erhielt, der Gaukler steige
mit seinem Pferd in die Luft auf, sagte er, dass er gesehen
habe, wie dieser auf der Strasse in seine "Wohnung gegangen
sei. Als sich nun jene getäuscht sahen, gingen sie auseinander
." —
Das „Zerstücken und Zusammenfügen lebender Menschen"
finden wir in dem Widmann-P/itzer'schen Faustbuch. (Ed.
m. Nürnberg, 1695, 8° 1. Theil. cap. 41. S. 301.) Hier heisst
es: — „Faustus, als er mit obgedachten Kauffleuten gen
Frankfurt kommen, und wie bey solcher Messzeit allerhand
Gau ekler und Abentheurer gemeiniglich erscheinen und zusammenkommen
, von seinem Geiste Mephostophüe berichtet
worden, wie in einem Wirthshaus bey der Judengasse vier
verwägene Gauckler und Schwartzkünstler wären, darunter
der eine der Meister, die anderen seine Knechte waren.
Diese hieben einander die Köpfte ab, liessen den abgeschlagenen
Kopff durch einen dazu besteUten Barbier
waschen und säubern und satzten den dem Leibe wieder
auff, mit männiglichem Verwundern; welches denn auch
diesen Schwartzkünstlern ein grosses Geld verdienen machte,
weil viel Herren und reiche Kauffleute der Stadt sich dahin
verfügten, und zuschaueten."
„Solches nun verdrösse den D. Fausium nicht wenig,
vermeinende, er wäre allein des Teuffels Hahn im Korb,
nähme deswegen ihm gleich für, seine Kunst auch allda
sehen zu lassen, und gieng dahin, nebens andern den Handel
zuzuschauen. Er sähe aber daselbst bald eine rothe Decke
auf der Erde ausgebreitet liegen, auff der Seiten des Zimmers
stunde auch ein Tisch, und auff dem Tisch stund ein verglaster
Hafen, darinnen, wie sie vorgaben, ein destillirtes
Wasser wäre, in welchem Wasser vier grüne Lilien-Stengel
stunden, die sie nenneten die Wurzeln des Lebens."
„Nun war es mit dem Handel also beschaffen, dass,
wenn einer von diesen Gaucklern niederkniete auff die rothe
Decke, gienge bald der ander herbey, und hiebe mit einem
breiten Schwerdt diesem den Kopff ab, und gäbe ihn dem
Barbierer, der ihn zwagen (kämmen) und sogar barbieren
musste; wenn dieses auch verrichtet, gab alsdann der Barbier
dem Meister den Kopff, der solchen den Anwesenden zu
beschauen darreichte; inzwischen setzte man den Körper
auff einen Stuhl, und wenn es Zeit wäre, so satzte je einer
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