Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 424
(PDF, 156 MB)
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424 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 0. Heft. (September 1891.)

Nervencentra thätig, wie in den bisherigen Fällen, sondern
das Gehirn selbst, ohne dass doch von geistiger Reflexbewegung
immer die Rede sein könnte.

Wir sind gewohnt, Bewusstsein und Gehirnthätigkeit
für untrennbare Dinge zu halten; der Nachtwandler und
besonders der Schlafarbeiter beweist aber, dass dies ein
Vorurtheil ist. Der Beweis lässt sich schon aus der geistigen
Thätigkeit im Wachen führen, die, besonders bei der
künstlerischen Produktion, ohne Antheil des Bewusstseins
verläuft. Das zeigt sowohl die Analyse der künstlerischen
Produktionsweise, als auch die des künstlerischen Produktes.

Die Produktionsweise betreffend, so sind die Künstler

— Dichter, Maler, Musiker u. s. w. — aller Zeiten darüber
einig, dass ihnen ihre Ideen aus dem Unbewussten zuströmen.
Bei der Analyse des Produktes aber finden wir Formal-
principien gewahrt, an die der Künstler nicht dachte: das
kleinste Kraftmaass, den goldenen Schnitt, in der Technik
sogav die Organprojektion. Wir finden also schon das
bewusste Denken mit unbewussten Bestandtheilen versetzt.
Das Producirende liegt im Unbewussten. Shakespeare drückt
das mit den Worten aus: — „Die Kunst ist selbst Natur."

— Mit anderen Worten: — Das Bewusstsein ist nicht
Kraft, sondern Begleiterscheinung des Denkens, und beleuchtet
nur das fertige Resultat desselben. Streng genommen
gilt das von jedem Denken; keiner, der eine geistige
Thätigkeit vornimmt, vermag auch nur den Gedanken der
nächsten Minute voraus zu wissen.

Unter diesen Umständen erscheint es gar nicht wunderbar,
dass der Nachtwandler auch zum Schlafarbeiter werden
kann, und nur darum handelt es sich noch, ob sich das
vielleicht durch geistige Reflexbewegung erklären lässt.

Ein siebzehnjähriges Mädchen bekam einen Anfall, der
sich an einem Nachmittag durch plötzlich eintretenden
Schlaf ankündigte. Anfänglich griffen ihre Traumbilder nur
in der Weise auf das motorische Nervensystem über, dass
ein dem Traumverlauf correspondirendes wechselvolles
Mienen- und Gebärdenspiel eintrat, was sich mehrmals
täglich wiederholte, bis sich das stumme Spiel endlich zur
Sprache durcharbeitete. Fiel man ihr in die Rede, so
antwortete sie vernünftig, fiel aber gleich wieder in ihr
Traumleben zurück. Häufig sang sie auch, und dann hörte
sie auch die Violine und das Klavier, womit man sie begleitete
, und spielte wohl auch die angefangenen Lieder auf
dem Klavier selber zu Ende. Sie verrichtete feinere weibliche
Arbeiten, zeichnete Stickmuster, nähte und schrieb, nahm
aber doch die zusammengefaltete Serviette für Papier und


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