Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 425
(PDF, 156 MB)
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du Prel: Der Nachtwandler. 425

bildete sich ein, einen Brief darauf zu sehreiben, den sie
dann vorlas, faltete, überschrieb und auf die Post schickte.
Sie erwartete und empfing Traumbesuche, putzte sich vorher
vor dem Spiegel, begrüsste den imaginär eintretenden Besuch,
führte mit ihm ganz vernünftige Reden und entliess ihn
wieder in höflicher Weise. Nach dem Erwachen hatte sie
nie Erinnerung an das Vorgefallene. Nach einigen Monaten
war sie wieder gesund.1) Eine ähnliche Geschichte wird
sehr ausführlich in Kieser's Archiv berichtet.2)

Hier haben wir also die ganze Reihe der Phänomene
beisammen: — Das Träumen, Schlafreden, Nachtwandeln,
Traumhandeln und Schlafarbeiten. Sollte man aber bezüglich
des letzteren von geistiger Reflexbewegung reden
wollen, so werden wir gleich sehen, dass diese Theorie ihre
Grenze an jenen Fällen hat, wo der Schlafarbeiter die
Leistungen seines Wachens übertrifft.

Die verschiedenartigsten geistigen Thätigkeiten sind
schon nachtwandlerisch vorgenommen worden. Am häufigsten
sind Thätigkeiten der Phantasie. Der nachtwandlerische
Poet wird aber noch am wenigsten unsere Verwunderung
erregen; denn als Poeten, sogar ganz bedeutende Poeten,
zeigen wir uns in unseren allnächtlichen Träumen. Coleridge
erzählt, dass er sein Fragment Kuhla-Khan im Schlafe
dichtete. Er hatte die Arbeit im Wachen begonnen, schlief
darüber ein, und in etwa dreistündigem Schlafe verfasste
er 200—300 Zeilen. Nach dem Erwachen, da er die
Erinnerung bewahrt hatte, beeilte er sich, sie aufzuschreiben,
wurde sodann in Geschäften eine Stunde lang unterbrochen
, fand aber hierauf die Fortsetzung nicht mehr*3) —
Lafontaine lud einst zwei Freunde zu sich, vergass aber
darauf und legte sich ins Bett. Seine Frau empfing dieselben
, man erklärte sich, Hess aber den Dichter schlafen.
Während des Abendessens trat Lafontaine in Hemd und
Nachtmütze herein. Seine Augen standen offen, aber er
sah die Gesellschaft nicht, sondern ging in sein Arbeitszimmer
, schloss sich ein, blieb eine halbe Stunde und kehrte
dann, vergnügt sich die Hände reibend, ins Bett zurück.
Die Gäste sahen nach und fanden auf seinem Schreibtische,
mit frischer Tinte geschrieben, die Fabel: — „les deux
pigeons" (Die beiden Tauben).4)

Goethe erzählt von sich selbst aus der Zeit der Ab-

*) Fischen — „Der Somnambulismus." I. 68.
•) „Archiv für thierischen Magnetismus." V, 3. 52—77.
8) Brierre de Boismont: — „Des hallucinations." 261,
4) loissac; — „Rapports et discussions." 379.


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