Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 428
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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428 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1891.)

konnte das Bild nicht festhalten. Nachdem er lange unruhig
herumgetrieben worden, fing er mit zitternden Händen das
Bild an, und sein Inneres wurde bei der Arbeit immer
mehr erregt. Häufig betete er im Traume zu Maria. Als
er das wieder einmal that, fuhr er heftig aus dem Schlaf
auf und sah in der finsteren Nacht, seinem Lager gegenüber,
einen hellen Schein an der Wand. Er erkannte sein unvollendetes
Bild, von milden Lichtstrahlen umleuchtet, aber
vollkommen und wie lebend. Die Göttlichkeit dieses Bildes
überwältigte ihn so, dass er in Thränen ausbrach. Das
Bild schaute ihn in unbeschreiblicher Schönheit an, und es
schien, als wollte es sich jeden Augenblick bewegen. Es
kam ihm vor, als wäre eben dies das so lange gesuchte
Bild, das er bisher nur in dunkler Ahnung geschaut. Er
konnte sich nicht erinnern, wie er wieder eingeschlafen;
aber am anderen Morgen stand er wie neugeboren auf. Die
Erscheinung blieb seinem Geinüth uijd seinen Sinnen für
immer fest eingeprägt, und nun gelang es ihm, Maria so
zu malen, wie sie seiner Seele vorgeschwebt hatte. Seitdem
fühlte er vor seinen eigenen Bildern der Madonna stets
eine gewisse Ehrfurcht.1)

In diesem Beispiele fällt die blosse Oonception in den
Traum. Das Gleiche war beim Porträtmaler Gröger in
Hamburg der Fall. Er wurde einst von einem dänischen
Major aufgesucht, der ihn bat, seine verstorbene geliebte
Gattin nach seiner blossen Beschreibung zu malen. Gröger
stellte ihm die Unmöglichkeit vor, aber der Offizier Hess
nicht nach, und schrieb noch an ihn. Vom Schmerz
desselben tief ergriffen, schlief der Maler ein. Im Traum
erschien ihm das Bild der Verstorbenen, wie lebend in
Gestalt und Zügen, in schwermüthiger Stellung, das Haupt
auf den Arm gestützt. Gröger erhob sich schnell, warf die
Umrisse des Bildes auf das Papier und malte es, wie er
es geschaut hatte. Der am anderen Morgen wiederkommende
Major erschrack fast über die ungemein grosse Aehnlichkeit
des Bildes.2)

In anderen Beispielen fällt aber nicht blos die Oonception
, sondern auch die Ausführung in den Schlaf. Die
nachfolgenden sind auch darum interessant, weil bei ihnen
die Frage des Wahrnehmungsmodus dahin erledigt wird,
dass das scheinbare Hellsehen nur auf imaginativer
Orientirung beruht. Ein junger Nachtwandler, ein Maler,
ging fast jede Nacht in sein Atelier, malte ein paar Stunden

*) Steiribecki — „Der Dichter ein Seher." 145.
*) Derselbe. 146.


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