http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1891/0441
Wittig: Das Geheimnis» aus dem Osten. 435
lirten. In der That, in einem Falle schlug die „Geheimpost44
den Regierungs-Courier um volle 12 Stunden, obgleich alle
Anstrengungen gemacht worden waren, um die schnellste
Benachrichtigung zu sichern.
Die Hindus selbst sagen, wenn sie geneigt sind,
überhaupt darüber zu sprechen, dass sie weder von Pferden,
noch von Menschen abhängen und keinen geheimen Signal-
Codex haben, sondern dass sie ein System der Gedanken-
Uebertragung besitzen*), das ihnen ebenso vertraut sei, wie
der electriscbe Telegraph der westlichen Welt. Jeder kann
diese Erklärung nach Belieben annehmen. Aber obgleich
die meisten Leute mit weniger Tiefe für das Geheimnissvolle
und mit einer besseren Kenntniss von der Schwachheit der
Hindus, Räthsel aus den einfachsten Thatsachen zu gestalten
, nach einer weit prosaischeren Erklärung sich
umblicken werden, so bleibt doch zu sagen, dass keine
bessere vorhanden ist. Die „Geheimpost44 ist eine un-
bezweifelbare Wirklichkeit, und kein Mann des Westens
hat jemals ihr Geheimniss erfolgreich gelöst. Wenn die
Neuigkeiten durch Signale übertragen wurden, so hat doch
noch Niemand die Signalgeber gesehen; noch auch, wenn
ein ungeheures System von Operations-Stationen, welche
Hunderte und Tausende von Meilen bedecken müssten,
existirte, ist Jemand in ihre Maschinerie hineingerathen.
Und thatsächlich will es scheinen, dass irgend welche
Communikations-Mittel den Eingeborenen weit rascher zur
Verfügung stehen müssen, als Pferde oder Schnellläufer
sind. — („Providence Journal/4)
Das „Echo44 giebt folgenden Bericht, der auch anderwärts
erschienen ist: —
Ein Correspondent zu Plymouth (in England) berichtet,
es werde ein seltsames Ereigniss in dieser Stadt erzählt.
Am Dienstag Abend erschien ein junger, in Davenport
wohnender Mann beim Herausgeber einer Orts-Zeitung und
bat um Benachrichtigung, ob ein Telegramm eingelaufen
sei, welches die Namen der während des Tages von der
Beschiessung Alexandrias getödteten Engländer enthielte.
Es wurde ihm mitgetbeilt, dass keine solche Nachricht eingetroffen
sei. Er erwähnte hierauf, dass während jenes
Nachmittags die Mutter und die Gattin eines kleinen
Beamten, Namens Revtngion, der in Alexandria diente, ein
*) Vielleicht giebt die Bd. II, S. 594 ff- des Werkes „Animis-
mus und Spiritismus" (Leipzig, Oswald Mutze, 1890; vergl.„Psych.
Stud." Juli-Heft 1889 S. 338 ff.) mitgetheilte Stelle Aufschluss, in
welcher Richtung man diese Art von Gedankenübertragung suchen
und finden könnte. — Der Uebersetzer.
28*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1891/0441