Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 437
(PDF, 156 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Schulz: Unsere treue Hauskatze.

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schönen Tages gekommen, dass sie eine ron den neuen
schönen Tauben, die Grossvater zuletzt angeschafft, weggefangen
hatte. Darüber war Grosspapa so erzürnt, dass
er in seinem wohl nicht ganz gerechten Zorne ausrief: —
„Die Bestie muss fort!" — Und so geschah es auch. Da nun
der Herr Besitzer der Fabrik, Kaufmann Schindler in
Leipzig, das Rittergut Böhlen, bei Borna gelegen, besass
und wohl alle drei Tage mit seinem eigenen Geschirr dahin
fuhr, so verabredeten der Grossvater und der Kutscher
Ernst, dass Letzterer die Katze in den Kutschkasten stecken
und mit nach Böhlen, was ungefähr drei Meilen von Leipzig
entfernt liegt, nehmen sollte. Als das nächste Mal Herr
Schindler wieder nach dort fuhr, wurde das Project ausgeführt
. Als des Nachmittags der Kutscher Ernst seinen
Wagen bespannt hatte, wurde unser armes Kätzchen in den
Kutschkasten gesperrt, auf diese Weise mit nach Böhlen
genommen und dort, auf dem Gute angekommen, ihrer
Haft entlassen.

Wir zu Hause glaubten nun das Vieh bestimmt auf
Nimmerwiedersehen los zu sein. Das aber war ein Aberglaube
. — Was war in der Nacht geschehen? Unser
Kätzchen war wieder bei uns angekommen! Es hatte den
ihm unbekannten Weg von ungefähr drei Meilen, den es
im finstern Kutschkasten zurückgelegt hatte, wieder nach
Hause zurückgefunden. Als am nächsten frühen Morgen
unsere Grossmutter, die immer zuerst aufstand, das Bett
verlassen hatte, hört sie ein jämmerliches Miauen und unsere
fortgeglaubte Katze, die sich hart an die Hausthür gedrückt
hat, sie um freundlichen Einlass bitten. Unsere Mutter,
eine gutmüthige Frau, erhört die Bitte des Thieres, lässt
das Kätzchen herein und, da dasselbe doch wahrscheinlich
während seiner Abwesenheit keine Nahrung gehabt hat,
versorgt es mit Speise und Trank. Aber das Erstaunen
des Grossvaters hätte man sehen sollen, als dieser aufstand
und die soviel verwünschte Katze wieder vorfand. So zornig
indess der Mann auch zuerst gewesen war, durch diese
Extratour, die das Thier gemacht hatte, war er soweit besänftigt
worden, dass sie, die Katze, Gnade vor seinen
Augen fand und wieder bei uns bleiben durfte*

Der Kardinalpunkt in dieser kleinen scherzhaften Geschichte
ist nun wohl die Frage: — „Auf welche Weise
hat das Thier den ihm unbekannten Weg nach Hause
zurück gefunden?"

Wenn es richtig ist, dass jede Stadt, jeder Flecken,
jedes Dorf u. s. w. seinen eigenen individuellen Duft bis
zu einer gewissen Grenze ausströmt, so wäre es ja leicht


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