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Dr. Barth: Italienische Spiritisten.
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befindlichen Teller mit Mehl aber fand man umgekehrt an
der Erde liegen, und der gesammte Inhalt war so genau
unter dem Teller zusammengehalten, dass nicht das geringste
Mehlstäubchen bei Seite gefallen war." — Das von Professor
Cesare Lombroso in der Folge geschriebene und in den
italienischen Blättern veröffentlichte Schreiben enthält die
nachfolgende interessante Stelle: — „Ich schäme mich sehr
und bedaure, die Möglichkeit der sogenannten 'spiritistischen
Thatsachen' so hartnäckig bekämpft zu haben; ich sage 'der
Thatsachen', denn mit der Theorie selbst stimme ich noch
nicht überein. Allein die Thatsachen existiren einmal, und
ich rühme mich, Sklave der Thatsachen zu sein." —
Schliesslich ersucht Lombroso noch den Adressaten, das
Medium auf Verschiedenes untersuchen zu lassen, da er
selbst sich mit der Eusapia eingehend zu befassen gedenke.
Soweit Professor Lombroso und die eigens von ihm gut-
geheissenen Protocolle. — Man darf gespannt sein, ob der
italienische Gelehrte nun den Weg von Zöllner, Crookes und
Wattace einschlagen, oder aber sich von den Eindrücken
jener beiden Märznächte in Neapel wieder befreien wird
„Erprobte Phänomene."
Von Hermann Handrieh zu Brooklyn, New York.
Mit psychischen Phänomenen und deren Medien verhält
es sich wie mit auserlesenen seltenen Weinsorten. Man
weiss, dass dieselben unverfälscht zu haben sind, hegt aber,
solange nicht unumstössliche Beweise beigebracht sind,
berechtigten Zweifel an deren Echtheit. Steht dieselbe
dann aber ausser Frage, so verliert der Zweifel seine Berechtigung
und wird zur Vermessenheit.
Aehnlich erging es mir, als ich am 11, Juni d. J. der
an mich ergangenen Einladung von Seiten des Druckereibesitzers
W« S. Davis Folge leistete. Ich kannte den noch
jungen, strebsamen Geschäftsmann erst seit einigen Monaten,
wusste aber vom Hörensagen sowohl, wie seinem eigenen
Geständniss zufolge, dass er nicht nur ein erklärter
Skeptiker hinsichtlich der Geistermanifestationen war, sondern
sich auch gegenüber dem Spiritualismus und den Medien in
der Rolle eines Saulus gefiel,
Um den Schwindel gründlich kennen zu lernen, schloss
er sich einem „Developing Circle" an, d. h. einer kleinen
Privatgesellschaft, deren Mitglieder beiderlei Geschlechtes
sich behufs Entwickelung der medianimen Anlagen und
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