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Wittig: Flammarion's und Wallace's Stellungen zum Spiritismus. 465
welche als Doppelgänger, Phantasmata (Gespenster) der
Lebenden oder Gestorbenen, geisterhafte Lichter, Stimmen,
Musiktöne und als verschiedene physikalische Wirkungen,
die in sog. spukhaften Häusern vorkommen, bekannt sind,
wirkliche und nicht ganz ungewöhnliche Phänomene seien,
welche des ernstesten Studiums würdig und nur noch
zweifelhaft sind im Hinblick auf die ihnen beigelegte Erklärung
. . . Die alleinige Erklärung der verschiedenen
Klassen von Erscheinungen, welche von den hervorragenderen
thätigen Mitgliedern der Gesellschaft vorgebracht wird, ist
die, dass sie Hallucinationen (Sinnestäuschungen) seien,
welche man der telepathischen (fernfühlenden) Einwirkung
eines Geistes auf einen anderen verdanke. Diese Schriftsteller
haben, wie sie sich verpflichtet zu sein erklärten, die
Theorie der Telepathie bis zu ihren äussersten Grenzen
ausgedehnt um die wichtigeren Phänomene zu erklären, die
sie selbst mitgetheilt haben; und der Hauptmeinungsstreit
scheint mir nun der zu sein, ob alle Thatsachen als primär
aus telepathischen Eindrücken einer lebenden Wirkungskraft
erklärbar seien, — eine von Mr. Podmore gehegte *
Ansicht, — oder ob die Geister der Verstorbenen in manchen
Fällen die Agentien seien, wie Mr. Myers dafür hält. Aber
um dieser telepathischen Theorie auch nur einen Schein von
Wahrscheinlichkeit zu geben, ist es nöthig, eine Anzahl der
interessantesten und eingebungsreichsten Thatsachen, welche
von der Gesellschaft gesammelt wurden, auszuschliessen oder
hinwegzudeuten, und ebenso ganze Klassen von Phänomenen
ausser Acht zu lassen, welche von der angenommenen
Hypothese total abweichen.
„Beim Durchlesen mehrerer Nummern der 'Proceedings
of the Society for Psychical Research', mit denen ich durcn
die Güte eines ihrer Mitglieder versehen wurde, habe ich
mich höchlich amüsirt über die verzweifelten Anstrengungen,
welche von den Artikelschreibern gemacht werden, um ihre
telepathische Theorie allen von ihnen gesammelten Thatsachen
anzupassen, und wenn sie das für unmöglich finden,
nehmen sie ihre Zuflucht zu einer anderen ihrer Lieblings-
tbeorien, der Thätigkeit des „unbewussten sekundären
Selbst", einer merkwürdigen Persönlichkeit, die fähig zu sein
scheint, jede Zahl von Charakteren zu decken, und die
sowohl genau deren Handschriften und Ausdrucksweisen
nachahmt, als auch gut bewandert ist in ihren kleinsten
Lebenszügen. Nur gestehen die vorgenannten Artikelschreiber
die Möglichkeit zu, dass die sich mittheilende Intelligenz
eine andere sein könne als dieses sekundäre Selbst, oder
irgend ein telepathischer Einfluss, der aus Mitgliedern des
Psychische Stadien. October 1891. 30
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