Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 472
(PDF, 156 MB)
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472 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 10. Heft. (October 1891.)

Abhandlungen schrieb, überlas und corrigirte.1) — Reinhold
kam im Traum auf seine Deduction der Kategorien. Er
sagt: — „Ich halte es als ein psychologisches Phänomen
bemerkenswerth, dass mir die Hauptidee zur Deduction,
nachdem ich über vier Wochen den Begriff des Urtheils
mit grosser Anstrengung festgehalten und vielfältig gedreht
und gewendet habe, mit aller Klarheit und Bestimmtheit
im Traum eingefallen ist2) — Cond Mac, während er seinen
„cours d'ßtudes" schrieb, brachte oft einen am Abend
abgebrochenen Abschnitt im Traum zu Ende.8) Arbeiten,
die er Abends unvollendet gelassen, fand er Morgens
vollendet vor.4)

Der extremste Fall dieser Art liegt aber in der indischen
Philosophie, die überhaupt und als Ganzes aus der Ekstase
hervorgegangen ist. Aber auch die Philosophie des Plotin
soll nach Porphyrius5) das Werk der Ekstase sein. Wie
der Inder in der Ekstase die Vereinigung mit Brahma
erstrebt, so muss man auch nach Plotin Gott ähnlich werden,
um ihn zu erkennen. Das Schauende muss dem Geschauten
verwandt und ähnlich werden, um zur Anschauung zu
kommen. Das Auge würde niemals die Sonne sehen, wenn
es nicht sonnenhaft wäre.6)

Die Thätigkeit des Traumarbeiters giebt sich meistens
in der Form des Schreibens, seltener des Sprechens, kund.
Hier wiederholt sich also die Frage nach dem Wahr-
nebmungsmodus. Die äussere Orientirung beim Schreiben
scheint wie beim Schlafwandler oft blos durch imaginative
Erinnerung bedingt zu sein. Ein Traumarbeiter hatte zehn
über einander gelegte Blätter genommen, um darauf zu
schreiben. Man zog das oberste hinweg, worauf er die
Schrift auf dem zweiten Blatt an der correspondirenden
Stelle fortsetzte, und so fort bis zum vierten, unter den er
seinen Namen setzte. Als auch dieser hinweggenommen
wurde, blickte er auf das fünfte leere Blatt, überlas auf
diesem seinen Aufsatz, corrigirte, brachte da und dort einen
Buchstaben oder ein Komma an, und diese Zeichen corre-
spondirten genau den Stellen auf den anderen Blättern und
ergänzten das Dortige.7) — Braid beobachtete etwas Aehn-

*) Biogenes Laertius: 1. 9.
*) Burdach III, 469.

8) Steinbeck: — „Der Dichter ein Seher4'. 206.

4) Moreau de la Sarthe: — „Diet. des sciences mödioalea".
XLVIII. 261.

5) Porphyrius: — „Vita Plotini".

•) Plotin: — „Ennead." I. 1. 6. c. 9.

7) Desmine \ — „Etüde scientifique sur le somaambulisrae". 363.


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