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502 Psychische Studien. XVIII. Jahrg* 11. Heft. (November 1891.)
bedingungen aufzunehmen, worauf noch mehr Schrift gegeben
wurde, die da besagte: —
„Sie beabsichtigt, dass Sie Beides erhalten sollen, und
„wird es so anordnen, dass die Pflanze auf der Photographie
„gesehen wird. Machet das Zimmer dunkler und verhaltet
„euch so gefasst als möglich." —
Das Zimmer schwach zu verdunkeln, war leicht genug,
aber die Sitzer gefasst und in einem entsprechend guten
Humor zu erhalten, war keine so leichte Sache; jedoch
machten wir einander aufmerksam, und sehr bald begannen
wir einen sehr starken Blumengeruch anscheinend durch das
ganze Zimmer zu verspüren. Eine weibliche Gestalt in
Weiss gekleidet erschien an den Vorhängen und kam dann
hervor und beugte sich zu Herrn Aksakow nieder, dass er
ihr den Sand und den Boden einhändige, was er that,
indem er beide durch seine Hände laufen liess, um sich zu
überzeugen, dass keine Pflanze darin stecke. Dieser Sand
und Boden war kurz zuvor herbeigeschafft und bis zu deren
Bedarf bereit gehalten worden. Nachdem Herr Aksakow
und die Gestalt, welche wir als die von uns Yolande
genannte Erscheinung erkannten, den Sand und den Boden
also behandelt hatten, wurde beides in einen grossen Blumentopf
gethan und dieser in das Kabinet hineingezogen.
Der starke Blumengeruch durchzog noch immer das
Zimmer, und bald bemerkten wir zwischen den Vorhängen
etwas einem grossen Blumenbüschel Aehnliches ungefähr
4 bis 5 Fuss hoch vom Pussboden; dann sahen wir einen
Stamm und schliesslich die Umrisse der ganzen Pflanze,
welche so geheimnissvoll in unsere Gegenwart gekommen war.
Nachdem die Pflanze erzeugt war, wurde uns gestattet,
ein Licht anzuzünden und sie näher zu prüfen. Als dieses
geschehen war und Alle sich überzeugt hatten, dass sie
wirklich und ganz und gar nicht eingebildet war, trafen
wir die Vorbereitungen, um sie zu photographiren. Nachdem
wir sie zweimal photographirt hatten, hielten wir Sitzung
behufs ihres Wiederverschwindens, das jedoch nicht stattfand
. Das Medium war gar sehr erschöpft, und wir wurden
schliesslich benachrichtigt, dass sie es nicht länger aushalten
könnte, und dass, obgleich die Pflanze nicht hinweggenommen
worden sei, sie aufbewahrt werden und in ein dunkles
Zimmer gestellt werden solle, bis eine andere Seance für
ihr Verschwinden abgehalten werden könnte.
Herr Butlerorv und Matthews Fidler trugen hierauf die
Pflanze hinweg und verschlossen sie in einem dunklen Closet.
Es wurden Notizen über ihre Grösse aufgenommen, und
man fand; dass sie gegen 7 Fuss Länge von der Wurzel
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