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Wittig: Altirischer Spiritismus.
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eine andere Handschrift als LL. 124b, 30—32 benutzte,
erzählt den Schluss abweichend (s. O'Curry „Manuscript
Materials" p. 643) also: — „'Bs ist traurig', sagte Conchobar;
'wenn ich bei ihm wäre, würde ich tödten, die um meinen
König beschäftigt sind, ihn zu tödten. Und mit diesen
Worten zog er sein Schwert und geht in den in der Nähe
befindlichen Wald, und begann ihn zu hauen und zu fallen,
und sagte, wenn er unter den Juden wäre, würde dies die
Genugthuung (Rache) sein, die er an ihnen auslassen würde.
(Berserkerwuth ?!) Und in Folge der grossen Raserei, die
ihn ergriff, sprang der Klumpen aus seinem Kopf, und es
kam ein Theil seines Hirns nach, und so fand er seinen
Tod. 'Coill Lämraige in JFir Rois' wird dies Strauchwerk
genannt." — Wer gedächte hierbei nicht an den mittelalterlichen
„Rachezauber" und seine verschiedenen Ausübungen
an die Personen vertretenden Dingen, Wachsfiguren,
Bildern u. s. w. (Vgl. „Psych. Stud," December-Heft 1890
S. 563, Note). Diese Geschichte wurde bestimmt um die
Mitte des 10. Jahrhunderts geglaubt und von dem nordirischen
Dichter Cinaed hua Artacain (f ^75) in einem
besonderen Gedicht verarbeitet. Die Sage stammt jedoch
sprachlich noch aus der Zeit des v o r patrikianischen
Christenthums in Süd-Irland, ist aber in späteren Jahrhunderten
vielfach überarbeitet worden. Nach einer anderen
vielleicht älteren und glaublicheren Version soll nicht der
Oonsul Altus, sondern ein gewisser Palladxus nach Irland
viele Jahre vor Patricius (St. Patricti) zu Conchobar gekommen
sein und das Leiden und den Tod Jesu dem Könige gepredigt
haben, worauf sich das oben mit dem Gehirn-Steine
Erzählte zutrug. »Palladius aber errichtete ein Kreuz aus
Cederholz neben dem See Gere." Um das Jahr 500 war
Irland schon vollständig christianisirt.
Die irischen Sagenerzähler werden von Prof. Zimmer,
ebenso wie die Verfasser der lateinischen „Viten" aus der
Volkssprache, der irischen oder keltischen Aufschneiderei
(ä, la Gottfried von Monmouth) beschuldigt, dass sie den Mund
nicht voll genug nehmen konnten und fortwahrend in ihrer
Maasslosigkeit aus dem Erhabenen ins Lächerliche, aus
einem Extrem in das andere fallen. Immerhin liege wohl
manchem ein historischer Kern zu Grunde. &ber „man
kann sagen, dass die Anzahl der Todtenerweckungen
fast einen Maaszstab dafür abgiebt, ob die lateinische Vita
(Lebensbeschreibung eines Heiligen) aus der Volkssprache
übersetzt ist oder nicht; so finden sich in zehn aus dem
Irischen übersetzten Viten nicht weniger als 102 Todtenerweckungen
." — Aber auch eine grosse Menge anderer
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