Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 533
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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Reichenbach: Das Spukhaus in Sorau.

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rühren, starrt Schlegel die Erscheinung an; er weiss die
Einzelheiten deshalb so genau anzugeben, weil sich das
Bild unverlöschlich seinem Geiste eingeprägt hat. Der zwar
alterthümlich, aber fein gekleidete Mann hatte sich unterdess
erhoben und sieht sich in seinem früher innegehabten
Zimmer mit stieren Blicken um; er bewegt sich langsam
umher und betrachtet alles ganz genau, ja nimmt sogar
Schleget% Sachen und Bücher in die Hand. Schlegel sagte,
diese Zeit deuchte ihm eine Ewigkeit zu sein; er war wie
gebannt und konnte die Augen nicht schliessen, musste
vielmehr unwillkürlich dem Treiben und dem betrübten
Blicke seines nächtlichen Gastes begegnen. Bis jetzt hatte
noch eine gewisse Entfernung zwischen Schlegel und der
Gestalt stattgefunden. Plötzlich wendet sich die Gestalt
dem Bette Schlegefs zu, und er fühlt auf seinem Kopfe eine
eiskalte Todtenhand. In diesem für Schlegel schrecklichen
Augenblicke vernimmt er blos noch die Worte: — „Sie
btarb im Unglück! Lebe wohl!" — Mit Schlag 1 Uhr war
die ganze Erscheinung spurlos verschwunden. Der Hund
kam ängstlich und ungerufen aus seinem Versteck hervor
und suchte Schutz in Schlegeh Lager.

Schlegel gesteht, dass es einer Weile bedurfte, ehe er
sich ermannte, und dass es einer genauen Besichtigung seines
Zimmers bedürfe, um sich zu überzeugen, dass nicht Täuschung
im Spiele gewesen sei. Er fand, dass sämmtliche Thüren,
die er eigenhändig verschlossen und verriegelt hatte, noch
in demselben Zustande waren, was ihn zu der unumstöss-
lichen Ueberzeugung brachte, dass die Erscheinung wahrhaftig
stattgefunden habe.

Schlegel's Mutter, die eine Treppe tiefer wohnte, machte
ihm am folgenden Morgen Vorwürfe, dass sein später Besuch
sie in der Nachtruhe gestört habe, und dass sie die bei ihm
oben promenirenden Herren wohl aus der Küchenthür, aber
weder die Treppe herauf, noch herunter habe kommen hören.
Schlegel sagte ihr, dass seine alten Freunde frühzeitig gekommen
und ebenso still wieder fortgegangen wären,
nachdem sie bei ihm seinen Geburtstag gefeiert hätten.

Es ist merkwürdig, so oft Schlegel den Stammvater
seines Hauses bei Nachtzeit in sein Zimmer treten sah, so
war sein wehmüthiger Blick oft minutenlang auf ihn gerichtet,
und wenn er Schlag i Uhr sich nach dem Orte hinwendete,
wo noch damals der grosse Doppelhaken, der Zeuge jener
Unglücksthat sich befand, und Schlegel seiner bittenden
Gebehr de, ihn :mi begleiten, Folge leistete, so war es jedes
Mal ein Zug der Dankbarkeit, der über sein Gesicht ging,


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