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534 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1891.)
während er plötzlich vor seinen Augen zu verschwinden
pflegte.
Später ist die Küche, wo einst das Unheil geschah,
auf Veranlassung SchlegeVs zugemauert worden. Noch ist
zu bemerken, dass nicht blos zur unheimlichen Nachtzeit,
sondern auch am hellen Tage Andere und ich Gelegenheit
hatten, die Anzeichen und das sonderbare Treiben des
unglücklichen Hausgeistes zu beobachten. Schlegel hatte
gegen gute Belohnung seinen grossen starken Hausknecht
Schiller dahin gebracht, in dem spukhaften Locale eine
Nacht wachend zu verbringen; er sollte das Local nur mit
einer verschlossenen Kugellaterne betreten. Um etwas zu
ruhen, verfügte sich der Mann in den anstosbenden Alkoven.
Da nahte sich etwas Unsichtbares und blies ihm das Licht
in der verschlossenen Laterne aus. Wieder angezündet,
wiederholte sich das Ausblasen des Lichtes mehrmals, so
dass den Wächter ein Grausen ergriff und er sich nicht
getraute, am Orte zu bleiben; er meinte, dass er um keinen
Preis der Welt mehr dort wachen wolle.
Auch Andere machten dieselbe Erfahrung. Sehr Viele
in der Stadt, die alles für eitel Lug und Trug erachteten,
überzeugten sich, wenn sie einen Abend da oben zubrachten.
Sie hörten dann im benachbarten Zimmer dasselbe Schlagen
ans Fenster, Kalk, Steinchen, Sand fiel von der Decke, und
doch war nicht der geringste Unrath, wenn Einer darüber
hinwischte, zu bemerken. Die Sache machte allenthalben
Sensation, wie der Schreiber dieses, ein Sorauer, sich dessen
wohl erinnert.
Kurze Notizen.
a) In der „Review of Reviews" fordert der Herausgeber
Stead seinen zahlreichen Leserkreis auf, ihm möglichst
bald — Berichte über Geistererscheinungen, Häuser, in
denen es spukt, Hallucinationen u. s. w. einzusenden. Er
hoflt, von seiner halben Million Leser, welche über die ganze
Erde verbreitet sind, eine beträchtliche Anzahl solcher
Berichte zu erhalten, und will die interessantesten dann in
der Extra-Weihnachtsnummer [eine nette „Beschwerung!""
veröffentlichen. Das ganze Material soll der „Psychica
Research Society" zur Verfügung gestellt werden. Diese
geht darauf aus, eine grosse Menge Material zu sammeln,
um dasselbe zu bearbeiten und auf Grund desselben eine
Erklärung dieser Erscheinungen zu geben. Auf langjährige
Arbeit gestützt, glaubt diese Gesellschaft zwei Thatsachen,
denen nach ihrer Angabe nicht widersprochen werden kann,
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