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536 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1891.)
Butler habe ihm etwas von diesem Stein gegeben in Gestalt
eines Pulvers von der Farbe des Safrans, das wie grob
gestossenes Glas geschimmert habe. Van Hehnont behauptet,
mit diesem Pulver 8 Unzen reines Gold gemacht zu haben,
und zwar aus Quecksilber. Der berühmte Helvetius will von
einem Fremden ein ähnliches Pulver erhalten und damit
Blei in Gold verwandelt haben. Bin gewisser Richthausen
gab dem Kaiser Ferdinand III. 1648 ein rothes Pulver, das
er angeblich von einem Fremden erhalten habe. Mit diesem
glaubt der Kaiser Quecksilber in Gold umgewandelt zu
haben und erliess an den Fremden eine Aufforderung, sich
zu melden unter Zusicherung einer Belohnung von 100,000
Reichsthalern. Es kam aber niemand, denn die Umwandlung
in Gold war jedenfalls nicht echt.
c) Aus dem Beiche der Hypnose. — Am Mittwoch
Nachmittag hielt Professor Krafft-Ebing in Wien vor einem
zahlreichen Auditorium ein Publicum im Hörsaale des Herrn
Professors Kahler. Nach Besprechung der wichtigsten Erkrankungen
des Nervensystems wurden mehrere Nervenkranke
vorgeführt und demonstrirt. Besonders Interesse erregte,
der „N. Fr. Pr." zufolge, eine junge Dame, die aus Russland
hierher gekommen ist, um beim berühmten Psychiater
Heilung zu suchen. Die Patientin leidet seit Jahren bereits
an hochgradiger Hysterie, und die Kunst ihrer heimathlichen
Aerzte erwies sich bis nun als machtlos diesem Uebel
gegenüber. Ja, es trat sogar eine Verschlimmerung des
Zustandes ein. Diese Verschlimmerung besteht nämlich
darin, dass die Kranke schon durch die blosse Erinnerung
an das Erlebte und insbesondere bei Erwähnung des Ausdruckes
„Contractur" die Fäuste mit solcher Krampfhaftigkeit
ballt, dass es unmöglich ist, sie ihr wieder zu öffnen. So
geschah es auch diesmal, als während der Vorlesung in
ihrer Gegenwart dieses ominöse Wort ausgesprochen wurde.
Herr Professor Krafft-Ebing Hess nun der Patientin einen
galvanischen Strom durch den Kopf leiten. Die Dame
verfiel hierdurch nach einiger Zeit auf ihrem Sitze in
hypnotischen Schlaf. Ihre Glieder gestatteten dabei die
absonderlichsten und abenteuerlichsten Stellungen und verblieben
ziemlich lange in andauernder Starre — ein Zustand,
der als kataleptischer Somnambulismus bezeichnet wird.
Hierauf kam das Erwecken. Professor Krafft-Ebing sprach
zur Schlafenden ungefähr Folgendes: — „Mein Fräulein,
ich bin mit Ihnen recht zufrieden, es geht sehr gut. Es ist
aber Zeit, dass Sie erwachen. Ich werde Sie erwecken.
Recht ruhig, recht gemüthlich! Es geht sehr gut, Sie
werden gesund werden. Merken Sie sich, dass Sie drei
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