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540 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1891.)
musikalischer Ideen besitze ich noch; es trägt die Nr. 9.
Ueber dem Anfang der Marschnotiz ist noch heute die
in jetzt gelb gewordener Tinte geschriebene Bemerkung zu
lesen: — „Cette marche m'a ete inspiree d'ans un reve,
cette nuit. J'etais auprös de Shah, ä Teheran, En me
reveillant, les premieres et les dernieres mesures surtout
tinterent encore tr$s distinctement dans mon oreille
13. Mai 1874, A. Schm." (Zu Deutsch: — „Dieser Marsch
wurde mir in einem Traume in vergangener Nacht inspirirt.
Ich befand mich beim Schah zu Teheran. Als ich erwachte,
hörte ich die ersten und die letzten Takte vorzüglich noch
ganz deutlich in meinem Ohr wiederklingen 13. Mai 1874.
A. Schmoll). Dieser Marsch, das op. 46 meines Katalogs,
wurde wenige Stunden nach dem Traume — bis auf die
Introduction und das Trio, welche ich erst im Anfang
August hinzufügte, zu Papier gebracht, erschien jedoch erst
im Jahre 1878 zu Paris, unter dem Titel: — „Nuits de
Teheran, marche persane.fc< — Die nach meinen Angaben
gemachte Titelzeichnung dieses Marsches entspricht ganz
getreu der Scenerie meines damaligen Traumes. Was mich
bei diesem Begebniss stets am meisten wunderte, war die
Präzision der Idee, der eigenthümliche Charakter, die
Lokalfärbung (couleur locaie) des Rhythmus, die wohlgeregelte
Aufeinanderfolge der einzelnen Sätze und besonders
die Klarheit, mit welcher ich das ganze Tongefüge beim
Erwachen in mein Gedächtniss eingeprägt fand. Wenn Sie
es wollen, schicke ich Ihnen gelegentlich diesen Marsch.
Ohne gerade schwer zu sein, verlangt er aber doch einige
technische Fertigkeit.
f) Herr A. Schmoll berichtet uns ferner aus Paris vom
18. Oktober er.: — In Montin's „Revue des Sciences Psyehol."
las ich soeben (lb. Oktober Abends) einen sehr anregenden
Artikel von Goupil, Ingenieur. Er beschreibt, mit augenscheinlicher
bonne foi, seine wesentlichen Versuche im
Spirititmus. So präsentirte sich einst ein allen Beisitzern
völlig unbekannter „Geist", Raymond T/upuy, Seigneur
de Montbrun. Ehemals wohnhaft: — „au Chäteau de
Rochechinart"; gestorben 1740, mit der Weisung: —
„lisez dans Touvrier. vous y verrez Phistoire de mon epouse,
Fleur de Lys, eile est trös-interessante.4' („Leset im 'Ouvrier',
Ihr werdet darin die Geschichte meiner öattin Fleur de Lys
finden"). Niemand hatte je von einem Journal „L'ouvrier"
gehört. Acht Tage später berichtigte sich der Geist, indem
er sagte, er sei 1575 als Gefangener des Königs Heinrich III.
gestorben. Ausserdem machte er noch einige andere unverständliche
oder widersprechende Angaben. Einige Tage
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