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Krepelka: Noch einmal das Wunder des Fra Egidio. 565
Busch Dausleiper oder Daufäjer (Thauschleife, Thaufänger),
und es liegt dem der Glaube zu Grunde, dass der Thau
als himmlisches, vom Grashalm oder Laub aufgefangenes
Wolkennass als der Milch der Himmelskühe, die Milch der
irdischen Kühe mehre. Der letztausgetriebenen Kuh wird
beim Heimkehren ein Kranz an die Hörner gehängt, und
sie heisst gewöhnlich die „bunte" Kuh (vergl. die vedische
bunte Kuh). Man segnet den Stall, indem man ihn mit
Wasser besprengt. Dann bringt man Gunrebe, Meerlinsen
und Salz herbei und ruft: — „Ich gab dir Gunrebe (Donnerrebe
*), Meerlinsen und Salz, gang uf durch die Wolken und
bring mir Schmalz u. s. w." Die Anrede gilt wohl dem
Hausgeist. Der Vogelbeerbaum ist dem Donnergotte heilig;
mit Vogelbeerruthe geschlagen, ergiessen die Kühe ihre
Milch, wie die Wolkenkiihe unter den wiederholten Blitzesschlägen
nectarmilchend werden. (Mannhardt, „Germ. Myth."
8. 5 ff.)
Der nordische Donnergott Thor schlachtet Nachts
seine Böcke, welche abgezogen und im Kessel gesotten
werden. Die Knochen lässt er auf die Felle werfen. Am
Morgen weiht er mit dem Hammer Miöllnir die Bocksfelle,
da stehen die Böcke wieder auf. Der Hammer Miöllnir
bedeutet den Blitz; im Wunder des Aegidius tritt das
Zeichen des Kreuzes an die Stelle desselben; in anderen
Sagen sucht ein Hirsch (wegen des Geweihes in Kreuzform)
die Knochen zusammen. Der Mythus von der Wiederbelebung
der Böcke wird in der „Legenda aurea" auf den
heiligen Germanus übertragen; die Zerreissung der Böcke
aber, wovon der eine weiss, der andere schwarz ist, wird
hie und da dem Teufel zugeschrieben (z. B. Müllenhoff,
L c. Nr. 276).
Hierher gehören endlich auch die Sagen von der
Wiederbelebung der Menschen. Nach der „Snorraedda"
und „Saxo grammaticus" geht Hilde jede Nacht auf den
Walplatz und weckt durch Zauberkünste die Todten, die
in der Schlacht gefallen sind. Der Sohn Heinrich'^ des
Löwen, welcher die verwunschene Prinzessin erlösen soll,
wird drei Nächte hindurch von den Geistern zerhackt, die
seine Knochen rein abnagen; am nächsten Morgen sucht
und fügt ein Hirsch die letzteren wieder zusammen.
(Schambach und Müller, 1. c. „Märchen" Nr. J). Der Teufel
zerstückelte Leichen; da nahm ein Jüngling einen Fetzen
davon. Der Teufel bittet ihn um Zurückgabe des Stückes,
da am Hahnenschrei die Leichen wieder ganz sein sollen
(Müllenhoff, 1. c. Nr. 269). Der geschlachtete Pelops wird
den Göttern zur Speise vorgesetzt. Da aber Demeter
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