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570 Psychiscbe Studion. XVIIt. Jahrg. 12. Heft. (December 1891.)
Living", Vol. I, p. 293) mitgetheilten Falle, in dem ein
Mädchen die ihres Freundes Tod zu der Zeit, wo dieser
Freund in der That in einer fernen Stadt starb, ankündigende
Botschaft niederschreibt.
„V. Und nun behaupte ich, dass wir auch bei den post
mortem = (d. h. nach dem Tode eintretenden) Fällen die
nämlichen allgemeinen Classen und in ziemlich demselben
Verhältniss beharrlich wieder finden. Ganz in die Augen
springend sind die wirklichen Geister-Erscheinungen,
mit denen sich in der That die vorhergehenden Seiten hauptsächlich
beschäftigt haben. Es ist sehr selten eine Erscheinung
zu finden, welche eine wörtliche Botschaft
mitzutheilen scheint; aber ich gebe als Fall I im Anhange
einen Fall dieser Art. In der Hegel ist jedoch die Erscheinung
von anscheinend automatischem, absichtslosem
Charakter, der bereits so vollständig beschrieben wurde.
Wir haben auch die gemüthserregende und bewegende
Classe der post mortem-Fälle (wie z. B. der Moir's); und
diese mögen vielleicht verhältnissmässig noch zahlreicher
sein, als unsere Sammlung andeutet; denn es ist ersichtlich,
dass die Eindrücke, welche so viel weniger bestimmt sind,
als eine Gesichts-Hallucination, (obgleich sie für den Empfänger
sogar noch viel eindrucksvoller sein mögen), selten
als Beweis für einen Verkehr mit den Abgeschiedenen
benutzt werden könner.
„Aber jetzt wünsche ich nachzuweisen, dass wir ausser
diesen beiden Classen von post mortem-Manifestationen auch
noch immer unsere dritte Olasse beharrlich beibehalten;
— wir haben bestimmte wörtliche Botschaften, welche
wenigstens, und bisweilen, wie ich glaube, mit strenger
Wahrscheinlichkeit, von den Abgeschiedenen zu kommen
vorgeben.
„Persönlich betrachte ich in der That diese Form von
Zeugnissen für post mortem-Mittheilungen als die zwingendste
von allen. Wenn ich sie bisher in dieser ßeihe von Abhandlungen
nicht berührt habe, so ist dies nicht aus irgend
einer Gleichgültigkeit gegen sie geschehen, sondern vielmehr
aus einem Gefühle ihrer Wichtigkeit und für die Sorgfalt,
mit der man sich ihnen nähern sollte. Ich habe mich
bemüht, durch eine andere Reihe von Erörterungen über
automatisches Schreiben und andere Formen des Automatismus
auf sie hinzuleiten, weil diese die Aufgabe vorbereiten
und ausführen helfen können, zu zeigen, aufweiche andere
Quellen als die des Verkehrs mit den Abgeschiedenen wir
die enorme Mehrzahl der gleichviel wie erhaltenen echten
automatischen Botschaften zu beziehen genöthigt sind. Denn
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