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Wittig: Mr. Myers* Verteidigung d. Erscheinungen Verstorbener. 571
in keinem Falle unseres gesammten Forschungsfeldes sind
Irrthum und Täuschung ersichtlicher aufgetreten als in
diesem, (p. 336.) Die den erhabensten — menschlichen
wie göttlichen — Namen sich zuschreibenden erbärmlichsten
automatischen Botschaften, die ehrfurchtsvolle
Wiedergabe lahmer Verse eines 'Shakespeare1, oder die
wässrigen Plattheiten eines 'St. Johannes', — alles dieses ist
der Wissenschaft, der Religion und dem schlichten Menschenverstände
gleichmässig widerstrebend gewesen. Und abgesehen
von Extravaganzen gleich diesen bei der grossen
Mehrzahl der automatischen Botschaften hat ihr Anspruch,
von Abgeschiedenen zu stammen, keine giltige Grundlage,
da alle wirklichen Thatsachen, welche in ihnen enthalten
sind, dem Schreiber bekannt waren, obgleich sie in einer
Art vorgebracht oder erörtert worden sein mögen, welche
der Schreiber nicht im Voraus wollte, und welche für eine
abgeschiedene Person charakteristisch erscheinen mochte.
„Aber noch bleibt eine gewisse Anzahl von Fällen
übrig, in denen die ertheilte Botschaft nachweisbare Thatsachen
enthält, von denen weder der Schreiber, noch irgend
eine andere zur Zeit anwesende Person — soweit dies zu
entdecken ist — vorher etwas wusste. Es wird also unsere
Aufgabe sein, zu erwägen, aus welchem Geiste hervor diese
Botschaften entsprungen sein können.
„Einige Fälle dieser Art wurden citirt und erörtert in
der 'Society for Psychical Research' in London (s. „Journal"
für Februar 1888, Vol. III, p. 214 ff.). Noch andere kann
man finden in tM. A. Oxon.'s „Spirit Identity" („Geister-
Identität"), welches Buch gegenwärtig vergriffen ist Und
vier derselben werden gegeben im Anhange zu dieser Abhandlung
: die Fälle II, III, IV und V. Alle diese wurden
mir von unserem Oorrespondirenden Mitglied, Sr. Excellenz
Herrn A. AksaJcow zugesendet, und drei von ihnen (II,
III und IV) sind in seinem neuen Werke: — 'Animismus
und Spiritismus' erschienen. Fall II wird jedoch hier
mit wichtigen vermehrten Zusätzen gegeben, welche mir von
Herrn Aksakow übermittelt wurden, und Fall V erscheint
jetzt, wie ich glaube, zum ersten Mal.
„Bei Betrachtung solcher Botschaften müssen wir uns
vergegenwärtigen, dass es einen möglichen Weg giebt, fast
jede Botschaft zu erklären, ohne die Fortdauer des persönlichen
Lebens nach dem körperlichen Tode vorauszusetzen.
Es ist denkbar, dass Gredanken-Uebertragung und Hellsehen
bis auf die Spitze einer Art von irdischer Allwissenheit
getrieben werden können, so dass für eines Menschen
unbewusstes Selbst manches phantasmatische Bild offen
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