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'Willig: Mr. Myors* Vertbeidigung d. Erscheinungen Verstorbener. 573
ein so klägliches, ein so abgeschmacktes Schauspiel bilden,
dass sie nur dazu dienen, die Menschen vom Studium
psychischer Phänomene abzuschrecken, die sie zu einer
solchen Herabwürdigung oder Verspottung der Hoffnung
auf ein ewiges Leben zu führen scheint. Und andererseits
bin ich getadelt worden, — und hier hat auch Mr. Podmore
sich als Warner betheiligt, — dass ich eine vorzeitige
Anhänglichkeit an meine Theorie dadurch schaffe, dass ich
eine unverbürgte Erwartung der Unsterblichkeit, welche des
Menschen Herz sich wünscht, aufrecht erhalte. Diese zwei
Einwürfe sind, wie man sehen wird, sich selbst widersprechend
; dennoch kann ich den einen nicht fallen lassen,
um den anderen zu beantworten, noch auch behaupten, dass
jeder von ihnen ohne Beweiskraft wäre. Zu verschiedenen
Zeiten und bei verschiedenen Gemüthsstimmungen habe ich
beide selbst empfunden. Und ich glaube, dass, *o verschieden
auch diese Beschuldigungen zu sein scheinen, die Antwort,
welche die eine am besten widerlegt, auch die andere aufs
beste beseitigen wird — und in einer Art von Erklärung
der Geistesverfassung besteht, in welcher wir nach meinem
Dafürhalten auf die Untersuchungen eingehen sollten, in
denen so grosse Schlussfolgerungen wie diese verborgen
liegen.
„Und zuerst gestatte man mir zu sag^n, dass mein
eigener Glaube in Betreff der anziehenden Wirkung einer
solchen Aussicht auf ein Weiterfortleben nach dem Tode
auf das menschliche Gemütb, wie dieses Zeugniss in sich
schliesst, eine bedeutende Aendeiung erlitten hat. In der
Einleitung zu den „Phantasms of the Living" machte
ich auf die vermeintliche Gefahr, welche Mr. Podmore noch
immer fürchtet, aufmerksam, — nämlich auf die Gefahr,
'Vortheile aus menschlichen Hoffnungen oder Befürchtungen
zu ziehen', 'unsere festen Beweisgründe mit dem Strahlenkranze
einer unbewiesenen Voraussetzung zu vergolden',
(p. 338.) Es war natürlich, zu denken, dass die Menschen
eifrig jedes neue, noch so schwach flimmernde Licht über
eine Aussicht begrüssen würden, die sie für ihre Tugend
sowohl, als für ihr Glück als wesentlich zu betrachten
erklären. Aber die weitere Erfahrung, die aus erster Hand
geschöpfte Kenntniss der wirklichen Menschheitsgefühle,
welche diese lange Untersuchung nothwendig in ihrem
Gefolge hatte, haben diesen ursprünglichen Eindruck
gewaltig modificirt. Ich glaube nun, es sei keine Gefahr
vorhanden, dass Argumente wie die meinigen zu eifrig als
mit meiner Leser Wünschen zusammenfallend angenommen
werden dürften. Ich vermuthe im Gegentheil, dass, wenn sie
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