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Kurze Notizen.
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d) Unser Verstand vermag nur die allerleichtesten
Räthsel aufzulösen; die Bedeutung -der schwereren finden
oder doch ahnen wir durch den feinen Sinn des Herzens",
sagt der österreichische Dialektdichter Franz Stelzhamer.
e) Verehrter Herr College! — Da Sie in den „Psych.
Stud." gern kleine Anekdoten über Psychische Vorfälle
bringen, so erlaube ich mir, Ihnen ein paar Ausschnitte aus
einer Villacher und einer Laibacher Zeitung einzusenden,
denen selbstverständlich diese Thatsachen unbegreiflich und
unklar sind. Einen Fall habe ich in unserem Blatt herausgehoben
und den Leuten wenigstens halbwegs mundgerecht
gemacht. Ich erlaube mir, Ihnen dieses Blatt ebenfalls zu
senden. In Oesterreich, mit Ausnahme Nordböhmens
vielleicht, steht man Fragen dieser Art im Grossen und
Ganzen gleichgültig und skeptisch gegenüber. Man darf
seinen Lesern derlei nur in grossen Zwischenräumen und
dann nur die sinnenfälligsten Sachen bringen. Auf eine
wissenschaftliche Beleuchtung kann man nicht eingehen.
Wir stehen heute auf dem Standpunkte, dass man nur
fordern kann, derlei Fälle möchten untersucht werden,
damit man erkenne, inwieweit Wahrheit oder Schwindel
dabei ist. So habe ich es damals bei Aksakow^ Werk: —
„Animismus und Spiritismus" — im „Kyffhäuser" gethan,
den Sie wohl damals bekamen. Ich habe ihn auf Ihr
Schreiben hin sofort reclamirt, damit er Ihnen zugehe.
(Nein! er ist uns leider niemals zugegangen! — Die Red.)
Wenn mich meine Berufsgeschäfte nicht allzusehr in
Anspruch nähmen, möchte ich gern ab und zu einen selbstständigen
Aufsatz philosophischer Natur an Thr Blatt
senden, aber es ist leider unmöglich für mich, wenigstens
derzeit. Begnügen Sie sich vorderhand mit solchen kleinen
Abschnitzeln, die auf das Vorhandensein guter Medien in
Kärnten schliessen lassen. Mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenst Karl Schiffner, Redacteur des „Grazer Tagblattes."
f) Eine Gespenstergeschichte. — Der vor circa
drei Wochen erfolgte Tod des Herrn Josef Lussnig in
Villach, der ein sehr bedeutendes Vermögen hinterliess,
hat in ganz auffälliger Weise einigen der äimeren Classe
angehörigen Leuten Anlass zur Ausstreuung der Mähre geboten
, Lussnig könne seines hinterlassenen vielen Geldes
wegen nicht ruhen, und er sei bald auf seinen Aeckern und
bald in seinem von ihm bei Lebzeiten bewohnten Hause
erschienen. Ein bei ihm im Dienste gestandener Knecht
verliess acht Tage nach dem Begräbniss seines Dienstherrn
die zwei Pferde, mit welchen er auf dem Felde arbeitete,
weil, wie er behauptete, Lussnig fortwährend hinter ihm
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