http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1891/0597
Kurze Notizen.
591
Hause zu treten getraut, zweifelt man liier nicht daran,
dass derselbe wirklieh durch eine absonderliche Erscheinung
erschreckt worden sei, hat aber bis heute noch keine Erklärung
dafür gefunden. "Wir stellen uns gewiss nicht auf
den Standpunkt der gläubigen Spiritisten, die überall Geister
wittern wollen, noch auch auf den der alles leugnenden
Materialisten, meinen aber immerhin, dass es sich hier um
eine eigenartig angelegte Natur handelt, die mit einer Art
von sogenanntem zweiten Gesichte behaftet ist, und deren
genaue wissenschaftliche Untersuchung interessant wäre,
zumal selbst ein Schopenhauer es nicht unter seiner Würde
fand, dergleichen nachzuforschen. („Grazer Tagblatt").
i) Ola Hansson plaudert in der Sonntags-Beilage der
„Kölnischen Zeitung" (v. 13. September er.) über „Moderne
Gespenster." Wir Letztgeborenen des 19. Jahrhunderts,
führt er aus, wir nervösen, verfeinerten Söhne unserer Zeit
haben auch unsere besonderen Empfindungen, deren Natur
wir nicht kennen, die uns daher mit der Furcht- und
Schreckensgewalt des Geheimnissvollen durchdringen. Zwar
ist sich Ola Hansson bewusst, dass diese seltsamen Empfindungen
späteren Geschlechtern keine Bäthsel sein werden,
dass sie nur über die bisherigen normalen Grenzen des
Bewusstseins und Verstandes hinausgehen, aber es ist doch
ein Zeichen der Zeit, dass ein so modern gebildeter Geist
wie Ola Hansson sich mit solcher Gluth in die mystische
Strömung lichtscheuer (?) Reactionäre (?) einwühlen kann.
Nichts, sagt er, habe er lieber, als Gespenstergeschichten
erzählen hören, und er selbst führt ein paar „interessante
Fälle'* moderner Mystik an. Aber, meint er, es gehört eine
empfindliche Natur dazu, um solche seltsame Geschichten
zu erleben, und ein gutes Ohr, um sie zu hören. Warum
nicht auch ein guter Magen, um sie verdauen zu können?
(„Magazin f. Litteratur" Nr. 38 v. 19. September er. S. 600.)
— Sicher würde ein kranker Denkermagen sie unverdant
wieder von sich geben, ohne dass er die erforderliche geistige
Nahrung aus ihr gesogen hätte. In diesem Stadium befinden
sich zur Zeit noch die meisten Referenten unserer
kritischen Journale, welche über Mystik und Spiritismus
zu berichten pflegen.
j) Literarisches. — Ein Ereignissin den Kreisen der
Occultisten, Spiritisten, Theosophen und Mystiker ist, dass
die vor sechs Jahren von dem bekannten Colonialpolitiker
Dr. Hübbe-Schleiden gegründete und seither herausgegebene
Zeitschrift „Sphinx" mit Neujahr in den Verlag von Max
Spohr in Leipzig übergeht und der in Meiningen hbewle
Schriftsteller Carl Kieservetter deren Redaction übernimmt.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1891/0597