Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 3
(PDF, 168 MB)
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M. von L.: Heilende Geistereinwirkung? 3

mri *uöira himmlischen Vater, bitte Du Ihn, dass Er mir
meine Mimi erhalte!44

Da sehe ich eine zarte, schneeige Hand sich auf die
Stirne der gequälten Mimi legen und höre Sophien^ Stimme:
— „Aber, liebe Tante, fürchte doch nichts; schau! schon
geht's ihr besser.44

Ich blickte auf und sah Sophie vor mir stehen in weiss-
seidenem Kleide; ein langer, weisser Spitzenschleier fiel in
reichen Falten von ihrem Haupte zur Erde nieder; ihr tief
schwarzes Haar trat kurz verschnitten neben dem rechten
Ohre unter dem Schleier hertror; an ihrer linken Schulter
war ein Gewinde von frischen, duftenden Schneeglöckchen
befestigt, welches sich über die Brust zur rechten Seite
hinzog; ein thaufrischer Schneeglöckchenkranz schmückte
ihr Haupt; ihre rechte Hand umschlang ein Sträusschen
Schneeglöckchen und ein goldenes Kreuz; ihre linke Hand
ruhte auf Mimfs Stirne,

Icfccfand diese Erscheinung ganz natürlich und vergass
dabei, aiss Sophie nicht mehr unter uns weilte; erst nach
einigen Sekunden sagte ich mir: — „Aber Sophie ist ja
gestorben!44 — Als ich dann nochmals zu ihr aufblickte,
lächelte sie mir zu und verschwand dann allmählich wie ein
leichter Dunst. Die Hand auf der Stirne meiner Tochter
war am längsten sichtbar.*)

Mimi lag wie todt. Angstvoll beugte ich mich über sie,
um deren Herzbewegung zu belauschen: das Herz schlug
schwach, aber regelmässig, und der springende Puls ward
gleichmässig, ruhig; die konvulsivische Athemnoth ging nach
und nach in ein flaches, ruhiges Athmen über ohne jedwedes
Röcheln, und das Kind fiel dann in einen ruhigen Schlaf.
Kurz, seit dem Momente von Sophien's Erscheinen zeigte die
Krankheit einen günstigen Verlauf.

Gegen (i1/^ Uhr früh erwachte Mimi aus dem stärkenden
Schlafe und: — „Mama, ich habe Hunger!44 — sprach sie,
zwar mit schwacher, aber reiner Stimme. Während dreier
Tage hatte sie nicht mehr sprechen können und hatte nur
tropfenweise starken Wein und Kaffee zu sich genommen.
Man reichte ihr Eier, Milchbrod und Thee. Dies Frühstück

*) Wer gedächte hierbei nicht an Heinrich Reine's wundervolles
Gedicht: — „Die Wallfahrt nach Kevlaar" —, worin es heisst: —
„Der kranke Sohn und die Mutter, die schliefen im Kämmerlein:
Da kam die Mutter Gottes ganz leise geschritten herein.
Sie beugte sieh über den Kranken und legte ihre Hand
Ganz leise auf sein Herze, und lächelte mild und schwand.
Die Mutter schaut Alles im Traume und hat noch mehr geschaut;
Sie erwachte aus dem Schlummer — die Hunde bellten so laut. U. s. w.u

Der Sekr. d. Red.

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