Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 4
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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4 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 1. Heft. (Januan 1892.)

schmeckte ihr herrlich. Da trat einer der Aerztt ein
Flüsternd hatte er die ihm die Thüre öffnende Magd gefragt
:— „Wie war's mit dem Fräulein?" Diese jubelte laut:
— „Herr Doctor, das Fräulein ist gesund erwacht und
frühstückt eben jetzt." Als Mimt ihn eintreten sah, rief sie
ihm lachend entgegen: — „Ich hin schon gesund!"

Der Arzt traute seinen Augen nicht; er untersuchte
die Rachenhöhle, fand dieselbe zwar leicht geröthet, aber
rein von den diphtherischen Flecken und von Geschwulst.
Er bat, doch seinen Kollegen herbei rufen zu lassen, „damit
auch er diesen wunderbaren Ausnahmefall in seiner langjährigen
Praxis bestätige" (des Arztes eigene Worte).

Beide Aerzte empfahlen die grösste Ruhe und Vorsicht,
da sich jetzt erst die viel gefürchteten, meist tödtlichen
Folgen einstellen würden. Aber Mimi war nach einem nochmaligen
stärkenden Schlafe, der von 9 Uhr Vormittags bis
2 Uhr Nachmittags gedauert hatte, nicht mehr im Bette zu
halten, sie fühlte sich gesund und blieb's bis zuinJreutigen
Tage. Vier Tage später machte sie ihre erste Spazierfahrt,
und nach noch anderen vier Tagen trafen wir zu Hause,
auf unserem (iute ein.

Am Tage nach jener angstvollen Nacht, in welcher
Sophie tröstend und ermunternd erschienen war, erzählte ich
deren ältester Schwester Antoinette, wie ich Sophie gesehen
hatte. „Tante, gerade so gekleidet liegt sie im Sarge. Ihr
Bräutigam bat, sie im Brautschmucke zu bestatten, und er
selbst befestigte ihr die frischen Schneeglöckchen auf dem
Haupte und an Schulter und Brust, und drückte ihr dann
noch ein Sträusschen dieser Blumen in die gefalteten Hände.
Als der Sarg zugelöthet wurde, erschien Sophieris Freundin,
welche aus dem Inneren Russlands zur Beerdigung herbeigeeilt
war. Sie bat unter Thränen, ihr noch zu gestatten,
von Sophie Abschied zu nehmen. Der Sarg wurde deshalb
wieder geöffnet. Diese nahm dann ein ziemlich handgrosses
goldenes Kreuz, welches sie an einer um den Hals geschlungenen
goldenen Kette auf der Brust verborgen trug,
drückte es zwischen Sophieris Hände und sprach dabei: —
»Sophie, nimm dies zum ewigen Angedenken an mich!" —

„Aber Sophie hatte doch lange, dicke Flechten, und ich
sah sie mit kurz verschnittenem Haare1/* — erwiederte ich.

„Wie, das sahen Sie sogar?! — Zwei Tage vor ihrem
Tode bat mich Sophie: — ,Antoinette, schneide mir doch die
Flechten ab, sie sind so schwer, dass ich den Kopf nicht
heben kann', — und ich willfahrte ihr. Als sie aber im
Sarge ruhte, war ihr liebes Angesicht sehr abgemagert;
deshalb zog ich einen Büschel ihres Haares neben dem


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