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30 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1892.)
Tage später nach Amerika gehen. Ich bin es, die sich
durch Nachgrübeln in ihrem Gedächtnisse daran zurückerinnert
, denn Papa ist alt und schwach, und erinnert sich
an nichts mehr von der Geschichte. Ich kann Ihnen den
Namen des Ortes, wo der Tod erfolgte, nicht nennen.'" —
Die Hauptpunkte in diesem Falle können wie folgt
zusammengefasst werden: —
Duvanel stirbt von seiner eigenen Hand in einer
Schweizer Ortschaft, woselbst er allein lebt, da er keine
anderen Verwandten hat als einen entfernt lebenden Bruder,
den Mdlle. Stramm niemals kennen gelernt hat, (wie Herr
Kaigorodow uns in einem Briefe vom Mai 1890 versichert),
Mdlle. Stramm^ Vater erfährt Duvanel'a Tod erst zwei
Tage später.
Fünf Stunden nach Duvanel9s Tode wird eine automatische
Botschaft, die ihn ankündigt, zu Wilna in Russland von
Mdlle. Stramm niedergeschrieben, welche sicher keine Nachricht
von dem Ereigniss erhalten hatte.
Aus wessen Geiste sollen wir diese Nachricht gekommen
erachten ?
Gedanken-Uebertragung von Seiten Ueberlebender
scheint hier ausser Frage zu sein; — es wäre denn in der
oben angedeuteten Form einer Art von unpersönlicher Ge-
danken-Uebertragung, — ein Durchsickern irgend einer einem
lebenden Geiste bekannten Thatsache auf eine solche Weise,
dass jeder andere Geist dessen gewahr werden kann.
Wenn wir diese extreme Ansicht bei Seite lassen,
können wir zunächst versuchen, Mdlle. Strammes Botschaft
nach der Theorie des latenten Bewusstseins zu erklären.
Wir können annehmen, dass die telepathische Botschaft
von dem sterbenden Manne kam, aber sich nicht eher zum
Bewusstsein erhob, als bis eine günstige Gelegenheit geboten
war bei Mdlle. Stramm's Niedersitzen zum automatischen
Schreiben.
Aber gegen diese Erklärung erhebt sich ein Einwand
von einer recht sonderbaren Art. Die von Mdlle. Stramm
niedergeschriebene Botschaft war nicht ganz genau. Anstatt
DuvaneVs Tod dem Selbstmorde zuzuschreiben, schrieb sie
ihn einer Blutstockung, „ä un engorgement de sang" zu.
Und als Herr Stramm drei Tage nach diesem Tode an
seine Tochter in Russland schrieb, um ihn ihr mitzutheilen,
gebrauchte auch er den nämlichen Ausdruck „un engorgement
de sang", auf diese Weise die wirkliche Wahrheit verhüllend,
um die Gefühle seiner Tochter zu schonen, welche ehedem
Duvanel zu heirathen abgelehnt hatte, und die (wie ihr
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