Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 43
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

43

Lombroso-F&ll des Weiteren also: — „Von Heiligen und
christlichen Pakiren zur modern europäischen Geisterwelt,
die ihre hohe Schule in Resau begründete, ist nur ein
Schritt. Sie eriunern sich der famosen Ergebnisse einer
spiritistischen Seance in Neapel (conf. B. T. Nr. 485), an
der Professor Lombroso aus Turin, der berühmte italienische
Anthropolog und Psychiater, theilnahm, und zwar mit dem
Erfolge einer halben Bekehrung. Es war im Protocoll der
Sitzung, mit Bestätigung Lombroso1* und vier oder fünf
anderer Professoren, mitgetheilt, dass z. B. ein schwerer
Tisch bei hellem Kerzenlicht ganz allein vom Alkoven auf
das dicht neben Lombroso sitzende Medium losmarschirte,
und dergleichen mehr. Da das Glück wollte, dass Professor
Lombroso dieser Tage in Rom weilte, schien es mir nicht
uninteressant, den italienischen Gelehrten um ein „Interview
über die Geisterwelt" zu bitten, ein Interview, das unstreitig
einen actuellen Stoß behandelt. Ich traf, als ich neun Uhr
Morgens im Hotel erschien, in einem bescheidenen
Zimmerchen des ersten Stockes, das nur eben ein Bett und
ein kleines Tischchen barg, ein unscheinbares Männchen mit
rothem Kopf und weissem Knebelbart, der reine Typus des
socialdemokratischen Redacteurs vor dem Ausnahmegesetz.
Der über den scharfen Augen eine goldene Brille tragende
Professor, in dessen Gesellschaft sich ein anderes Licht der
Wissenschaft befand, hatte vor sich auf dem Tisch einige
Packete mit Photographien, die er musterte und kritisirte,
während er gleichzeitig Hemdkragen und Cravatte befestigte
und die Manchetten anlegte. Es waren ganz eigenthümliche
Photographien — in der Mitte meist die scharf gezeichneten
Konturen einer männlichen oder weiblichen Person in
sitzender Stellung, von der nur die Büste sichtbar war; um
diese Mittelphotographie herum in der Luft, oben, unten,
rechts und links, zum Theil arg verschwommen, andere
meist unheimliche Gesichter, die im Räume schweben, — es
handelt sich, wie Lombroso mir erläuternd auseinandersetzte,
um sogenannte Geister-Photographien.

Wohl an die fünfzig solcher ?,Geister-Portraits", die das
Medium (die in der Mitte sitzende Person)*) mittels ihrer
geheimnissvollen magnetischen Kraft herbeigezogen haben
soll, lagen uns vor, und der Meister aus Turin Hess keine
passiren, ohne sie im Nu auf ihre „Echtheit" geprüft zu
haben: — „Sehen Sie nur", — hiess es bei der einen, —

*) Diese Erklärung des Wortes „Medium" verräth jedem Sachkenner
sofort die ganze Nichtbekanntschaft des Interviewers mit dem
modernen Spiritismus und Mediumismus. — Die Red.


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