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4i Psychische Studien. XIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1892.)
„wie plump hier gefälscht worden ist; wie man auf die
Grundphotographie (man erkennt es ganz deutlich) ein
sogenanntes „Geister-Portraitu aufgetragen hat! — Der
Geisterkopf dort (es handelt sich jetzt um ein lockiges
Kindergesicht) ist ganz und gar nach einem „spanischen
Gemälde/* — Dann kamen andere Geister-Photographien
an die Reihe, über die sich Lombroso kein defiuitives Urtheil
erlauben wollte. So u. A. die bekannten Katie ifm^-Photo-
graphien von Crookes. — „Was Crookes betrifft, so zweifle
ich nicht im geringsten an seiner Ehrlichkeit, wie an seinem
Wissen und seiner Befähigung. So lange ich selbst aber
nicht dieselben Experimente vorgenommen, wie er, können
mich seine Darlegungen nicht überführen und nicht überzeugen
, dass er nicht das Opfer eines schlauen Betruges
geworden. Mir wenigstens scheint es fast, dass die Erscheinung
der Katie King identisch war mit Crookei
amerikanischem Medium, das auf die Manipulationen mit
einem feinen weissen Schleier, den man auf der Photographie
sieht, 'dressirt' war. (?) Uebrigens glaube ich, wie gesagt,
nur, was ich selbst sehe und selbst erfahre."
Um fortzufahren in dem interessanten Interview, so
hält Lombroso die von uns geschilderten Vorgänge in Neapel
— das Duplicat des Spukes von Resau!! — absolut aufrecht
, aber er erklärt zugleich jene Thatsachen nicht durch
die Einwirkung unsichtbarer Mächte, sondern ganz natürlich
(?) damit, dass jeder Mensch, und im besonderen
Maasse das sogenannte Medium, eine „psychische Kraft"
besitze, die sich unter Umständen in „eflective Kraft" (forza
motrice) zu übersetzen im Stande sei.
Aller Geisterspuk das Hereinwackeln der Tische,
das Herumfliegen der Glocke u. s. w. in Neapel, das Heranschweben
von Schinkenknochen und Bratpfannen in ßesau
— Alles dies ist, Lombroso zufolge, weiter nichts als der
Effect gewisser Bewegungen des Gehirns des Mediums!*)
— In ähnlicher Weise fasst er auch die Thätigkeit der
„Sprach-" und „Schreibmedien" auf, mit denen sich vor
allen der Hypnotiker zu beschäftigen habe. Von sämmt-
lichen „Schreibmedien" — darunter von solchen, welche als
angebliche Vermittler von Dante, Ariost u. s. w. gelten
sollten, — habe er fast immer nur Unsinn zu Gesicht bekommen
; armer Dante, armer Ariost, wenn sie für jene
*) Wir bezweifeln vorläufig noch stark, dass Prof. Lombroso ein
solches Vor-Urteil ausgesprochen haben sollte, bevor er alle einschlägigen
Thatsachen und eigenen weiteren Erfahrungen in den von
ihm noch heabsichtigten S§aneen sorgfältig durchgeprüft und vergleichend
erwogen hat. Dr. Carpenter1* Theorie ist mit ihm dahin. D. ß.
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