Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 47
(PDF, 168 MB)
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Kurze Notizen.

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und macht einen fremdartigen und bizarren Eindruck. Wenn
man bedenkt, dass der Verfertiger des Modells sein Denkmal
noch höher geplant hatte, als die Trajanssäule in Rom, so
wird man sich die kolossale Menge eroberter Geschütze
vorstellen können, welche dazu nöthig gewesen sein würde.
Der betreffende Künstler hatte sein Project Napoleon in den
ersten Monaten des Jahres 1810 eingereicht und wurde vom
Kaiser einige Tage nach dem Einzüge mit seiner jungen
Gemahlin Marie Louise, der Tochter des Kaisers Franz von
Oesterreich, in den Tuilerien empfangen. Napoleon meinte,
der Entwurf könne zwar auf Schönheit nicht gerade Anspruch
erheben, doch wäre die Idee, lauter erbeutete Geschütze und
Geschosse als riesiges Siegeszeichen auf einander zu thürmen,
so originell, dass er sich vielleicht für ihre Ausführung erwärmen
könnte. Doch müssten verschiedene Aenderungen
vorgenommen werden. Der Kaiser tadelte besonders die
Art, wie die Spitze der Säule geschmückt war, und fuhr
fort: — „Sie haben die Ausführung des Denkmals auch
zu kolossal gedacht. Trotz meiner Siege werde ich nicht
genug Kanonen und Kugeln von den Schlachtfeldern herbeizuschaffen
vermögen." . . „Ew. Majestät**, rief der Künstler
schnell, „dürften noch so viele Schlachten gewinnen, dass
mein Denkmalsproject zu klein ersonnen ist. Englands und
Russlands Arsenale enthalten noch genug Baumaterial für
meine Säule, und beide werden von Frankreichs siegreichem
Heere in den Staub getreten werden!" — „Die Säule soll
errichtet werden", war Napoleoris Antwort auf diese
Schmeichelei, „einstweilen nehmen Sie meinen kaiserlichen
Dank entgegen." — Im nächsten Augenblick prangte auf der
Brust des Künstlers die Decoration der Ehrenlegion.
Unmittelbar darauf gab es aber einen lauten Knall, und
die Säule barst auseinander. Die hohe Temperatur der
kaiserlichen Gemächer hatte den die einzelnen Theile zusammenhaltenden
Leim gelöst. Ohne ein Wort zu sagen,
verliess der Kaiser das Gemach und warf zornig die Thür
hinter sich ins Schloss. Der Künstler fertigte später ein
Modell aus dauerhafterem Material an und reichte es dem
kaiserlichen Kriegsdepartement ein. Von diesem wurde es,
da der abergläubische Napoleon nichts mehr davon wissen
wollte,*) dem Artilleriemuseum überwiesen, von wo es, wie
erwähnt, nach Berlin gelangt ist. („Leipziger Tageblatt" v.

*) Dass Napoleon I. an dergleichen Omina glaubte, ist mehrfach
historisch erwiesen. Man sehe z. B. unsete Kurze Notiz d) über das
Gespenst in den Tuilerien „Psych. Stud." Marz-Heft 1891 S. 140 ff. —

Der Sekr. d. Red.


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