Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 57
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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R. de Fiori: Unter italienischen Spiritisten. 57

sehen, dass es Kräfte giebt, welche ausser uns intelligent
wirken und eigentlich unser Geistesleben ergänzen und
vervollständigen. Welcher Art diese Kräfte sind, aus
welchen Quellen sie fliessen, was sie bezwecken, wohin sie
streben, das können wir nicht wissen. Ein alter Priester,
welchen ich seit meiner ersten Jugend kenne, glaubte sie
für eine Ausgeburt des Bösen halten zu sollen. Ich bat ihn,
mit Stola und Weihwedel zur Sitzung zu kommen. Als er
alles gesehen und zitternd und zagend den Geist seiner
früh verstorbenen Mutter herbei rief und sich von ihren
treuen Armen umfangen fühlte, da sank er in die Kniee
und betete in tiefer Erschütterung das De profundis. —
Ich will Ihnen noch mehr sagen. Der königliche Staatsanwalt
Merlino, — lächeln Sie nicht über den alten
Zauberernamen! — kam vor nicht langer Zeit in Begleitung
zweier Aerzte und seiner Frau zu einer Sitzung, in welcher
das Medium geradezu wunderbare Erscheinungen hervor
rief. Er bat den Geist, welchem das Medium gehorcht,
ihm die Schwester zu bringen, die im kaum erblühten
Mädchenalter diese Welt verliess, und über deren Grabe
die Mutter sich die Augen ausweinte. Die Uhr zeigte auf
halb zehn. 'Dein Wunsch* — gab der Geist zur Antwort —
'soll mit der zehnten Stunde in Erfüllung gehen.' — Und
als es zehn Uhr schlug, da vernahm man es wie ein kühles
Wesen, und zwei unsichtbare Hände legten sich auf die
Schultern des Staatsanwaltes. 'Bist Du meine Schwester',
— rief er, — 'so gieb mir ein Zeichen'! — Ein duftiges
Antlitz schmiegte sich an seine Wange \ und wir Alle
vernahmen deutlich und klar zwei zarte Küsse. Der Geist
schwebte sodann zu der Frau des Staatsanwaltes hinüber
und scheitelte ihr unter den herzlichsten Liebkosungen das
Haar zurecht, wie das todte Mädchen es im Leben häufig
zu thun pflegte. In innerster Bewegung sagte nun Herr
Merlino: — 'Und bist Du meine liebe Schwester wirklich,
so verlasse mich nicht ohne eine Wort des Trostes für die
arme Mutter zu Hause/ — Mitten im tiefen Schweigen
erhebt sich nun eine weiche, süsse Stimme zu unseren
Häuptern und spricht: — 'Mutter, weine nicht, Dein Schmerz
st mein einziger Gram, ich bin stets bei Dir\ — Wir waren
Alle gerührt und unfähig, die Sitzung fortzuführen." —

Die Worte des Mannes hatten in uns seltsame und
widersprechende Empfindungen geweckt. Dass er uns nicht
täuschen wollte, dafür hatten wir einen unwiderleglichen
Beweis in seiner hochgeachteten gesellschaftlichen Stellung
und erprobten Uneigennützigkeit, und seine Augen, klar
durclsichtig und scharf, sagten uns, dass er kein Träumer war,


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