Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 59
(PDF, 168 MB)
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R. de Fiori: Unter italienischen Spiritisten. 59

verkehren. Wäre er in Indien geboren, so würde von
seinen Lippen Brahmanenweisheit strömen, und er würde
sein Schicksal womöglich noch ruhiger tragen, als hier, wo
ihn der Lärm und die Lust des Lebens in tausend Formen
umflattert.

Neben diesem stillen Dulder sass ein Herr mit einem
Kopfe voll weltbejahender Kraft. Aus seinen Augen sprühte
ein Geist unsagbar ironischen Humors, und auf seinen
Lippen zuckte ein spöttisches Lächeln, welches weltmännische
Gewandtheit kaum zurückzudrängen vermochte.

„Ich bin ein Deutscher, wie Sie, meine Herren", —
rief er, uns die Hand entgegenstreckend, — „und ich freue
mich, an Ihnen, wie ich vermuthe, Stützen meines Unglaubens
zu finden." —

„Herr Hirsch", fiel Ingenieur Ciolfi, auf den Unbekannten
weisend, ein, „ist gekommen, weil er wusste, Deutsche zu
finden; er erbittet sich von Ihnen die beste Unterstützung.

— Mir" — fügte er mit stillem Lächeln hinzu, — „wollte
er niemals recht trauen, obwohl uns auch seit vielen Jahren
herzliche Freundschaft verbindet. Vielleicht wird Saulus
gerade durch Sie, meine Herren, zum Paulus." —

In diesem Augenblicke klingelte es an der Thüre, und
das Medium trat ein. Wer sich darunter etwa ein hageres,
dürres, stelzbeiniges, hohläugiges Wesen mit geisterhaft
schlotternden Armen und abgehärmten Zügen vorstellt, der
täuscht sich.

Eusapia Palladini ist ein kleines, rundliches Weib mit
Grübchen in Wangen und Kinn. Das Haar ist leicht überreift
, doch voll und kräftig. Die Augen leuchten in
unbefangener Lebenslust, und wenn die Züge auch nicht
mehr die Frische der Jugend bewahren, so merkt man es
ihnen wohl an, dass sie durchaus nicht in asketischen
Uebungen ihren früheren Reiz eingebüsst haben. Das Weib
lächelt uns neugierig an und scheint sich des hervorgerufenen
günstigen Eindrucks zu freuen. Nach Landessitte
erkundigt sie sich auch sogleich nach unserem Befinden und
dankt bei der pflichtschuldigen Gegenfrage mit den Worten:

— „Sto bene, grazie a Dio." („Ich befinde mich, Gott sei
Dank! wohl".) — Es scheint uns fast unmöglich, dass diese
kleine üppige Person das Mittel sein könnte, durch welches
sich uns die Bewohner der jenseitigen Welt offenbaren
ollen. Wir traten indessen, nachdem der Saal und die
vnliegenden Räume auf das Peinlichste durchsucht worden
sind, an den Tisch. „Im Anfang war das Wort",
lautet der Hätz der heiligen Schrift. „Im Anfang ist
der Tisch", sagen die Spiritisten, denn ohne den Tisch


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