Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 71
(PDF, 168 MB)
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Lombroso: Spiritismus und Psychiatrie,

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darum mit der peinlichsten Vorsicht zu Werke geht.
Andererseits handelt es sich um überaus einfache That-
sachen, die beinahe immer dieselben bleiben und sich mit
einer unwandelbaren Monotonie wiederholen, während die
Simulation sie zu ändern und durch andere unterhaltendere
und wunderbare Phänomene zu ersetzen bestrebt sein würde.
Uebrigens sind die Betrüger zahllos und die Medien
überaus selten. Ich selbst habe in Italien nur
zwei Medien entdeckt, während ich von Hysterikern und
Simulanten schon weit über hundert fand und in Behandlung
hatte. Die Ursache der Phänomene des Mediums ist
also, wie gesagt, in den pathologischen Bedingungen des
Mediums selbst zu suchen, genau wie dies bei den hypnotischen
Erscheinungen der Fall ist. Leider begehen die
meisten Gelehrten den grossen Fehler, die hypnotischen
Phänomene zu studiren, aber nicht den Boden, der
das Phänomen erzeugt Nun weist das Medium Eusapia so
bedeutende Gehirn-Anomalien auf, dass die Unterbrechung
der Functionen einiger Gehirn-Centren wahrscheinlich ist,
während die Thätigkeit anderer, namentlich der bewegenden
Centren, gesteigert wird. Darin liegt also die Ursache der
einzelnen Phänomene des Mediums. Wenn die sonst nur
den Hypnotikern und den Medien eigenen Phänomene nun
zuweilen auch bei normalen Menschen eintreten, so geschieht
dies nur im Zustande tiefer Erregung, sowie bei den
Sterbenden, die mit der ganzen Willensstärke des prä-
agonischen Stadiums an eine geliebte Person denken; und
dann geschieht es, dass der Gedanke in Gestalt eines
Bildes übertragen und die Phantasmen erzielt werden, die
man telepathische Hallucinationen nennt. Gerade seiner
pathologischen Natur wegen ist also das Phänomen so selten
und findet sich nur unter besonders schweren Umständen
und bei Individuen, die, abgesehen von der kurzen Dauer
ihrer medianischen Anfälle, durchaus keine Phänomene zu
äussern vermögen.

Wahrscheinlich kam auch in den ältesten Zeiten, als
die Sprache noch in embryonalem Zustande war, die Gedankenübertragung
viel häufiger vor und waren die
medianimischen Phänomene viel häufiger, die man damals
mit dem Namen „Magie", „Prophezeihung" u. s, w. bezeichnete
*) Mit dem Wachsen der Civilisation, mit den

*) Denn die Sprache der directen Gedankenübertragung war
nutzlos, und geradezu schädlich und unbequem geworden wegen der
Preisgabe der Geheimnisse und der ungewissen Wiedergabe der Ideen,
— einer Ungewissheit, die stets grösser war, als hei der Wiedergabe
durch die Sinne, — weshalb auch diese Art des Verkehrs immer mehr
verschwand, — Anm. Lombroso* u.


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