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80 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 2. Heft, (Februar 1892.)
III. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Etwas über Somnambulismus.
Von Willy Reichel, pract. Magnetopathen in Berlin.
In meiner vor Kurzem erschienenen Broschüre „Der
Heilmagnetismus" (Verlag von Karl Siegismund, Berlin)
berührte ich auch die Thatsache des Somnambulismus.
Von verschiedenen Seiten nun bin ich ersucht worden,
näher auf diesen Gegenstand einzugehen. Ausführliches
darüber kann ich aber erst später bringen. Heute nur
einige Worte. So Manches darüber kann man lesen im
„System des thierischen Magnetismus" von Prof. Kieser,
Leipzig, 1822 und in Dr. Carl du Prel's „Philosophie der
Mystik, Leipzig, 1884.
Der Geist der zum Somnambulismus veranlagten Person
verlässt in allerkürzester Zeit ihren Körper, zu welchem
Process, falls die Person nicht gerade zum Autosomnam-
bulismus geeignet ist, der thierische Magnetismus die Kraft
giebt. Bei noch nicht ausgebildeten Somnambulen — der
Geist eines solchen noch nicht ausgebildeten muss wie ein
Kind, das zum ersten Mal in ein Theater kommt und nun
vor Staunen nicht weiss, was alles dies bedeuten soll,
geführt und ihm alles erklärt werden — hält er sich anfangs
noch bei ihren eigenen Körpern auf und bewacht dieselben
gleichsam. Es ist dann aber am besten, den Geist fortzusenden
in die Sphären, weil man ja mit diesem Geist gar
nichts zu thun hat, sondern der Körper der Somnambulen
nur durch den ihm innewohnenden Electromagnetismus die
Bedingungen bieten soll, dass ein anderer Geist in diesen
Körper eindringen und sich manifestiren kann, indem er
von dem Sprechorgan der Somnambule Gebrauch macht.
Ist die Somnambule entwickelter, so dass sie bereits die
Fähigkeit hat, sich mit anderen geistigen Wesen zu unterhalten
, so kann auch ihr eigener Geist Antwort ertheilen,
doch nur solche, die ihr geistiger Führer ihr sagt; (ich
halte es für falsch, anzunehmen, dass die Somnambule so
schnell sich entwickelt, dass sie in kurzer Zeit eine derartige
Kenntniss der Natur erwirbt, um Diagnose und Therapie
durch sich selbst richtig zu sagen, — jeder Forscher im
Occultismus weiss, dass man keinesfalls nach dem Tode
gleich ein Professor wird). Im Gegensatz zu Trancemedien,
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